The Mister von E L James

London 2019. Das Leben meint es gut mit Maxim Trevelyan. Er ist attraktiv, reich und hat Verbindungen in die höchsten Kreise. Er musste noch nie arbeiten und hat kaum eine Nacht allein verbracht. Das alles ändert sich, als Maxim den Adelstitel, das Vermögen und die Anwesen seiner Familie erbt – und die damit verbundene Verantwortung, auf die er in keiner Weise vorbereitet ist. Seine größte Herausforderung stellt aber eine geheimnisvolle, schöne Frau dar, der er zufällig begegnet. Wer ist diese Alessia Demachi, die erst seit Kurzem in England lebt und nichts besitzt als eine gefährliche Vergangenheit? Maxims Verlangen nach dieser Frau wird zur glühenden Leidenschaft – einer Leidenschaft, wie er sie noch nie erlebt hat. Als Alessia von ihrer Vergangenheit eingeholt wird, versucht Maxim verzweifelt, sie zu beschützen. Doch auch Maxim hütet ein dunkles Geheimnis.

The Mister- So ein Mist, ey.

Geschrieben von Saskia Schuster

Tja, was soll ich dazu noch sagen?? Eigentlich fällt mir dazu noch sehr viel ein. Die meisten Worte sind allerdings Variationen von „Scheiße“, „mist“, „Oh mein Gott“ und „bitte, nein“.

Nachdem ich mich durch dieses ganze Buch gequält habe, ja gequält, bleibt eigentlich nur Wut zurück. Wut, dass ein solches „Werk“ ein Bestseller mit Filmdeal wird und andere richtig gute Bücher kaum Beachtung finden.

Aber ich greife vor. Lasst uns am Anfang beginnen.

Übrigens: Spoileralert. Für alle, die das Buch noch selber lesen wollen. Ich werde hier über alles sprechen.

Vor dem Lesen

Und zwar noch bevor ich dieses Buch in den Händen hielt. Denn ich habe erst auf der LBM2019 erfahren, dass dieses Buch kommt. Da habe ich auch beschlossen, es zu lesen. Und zwar ohne Vorkenntnisse. Ich bin jeder Rezi, jedem Artikel aus dem Weg gegangen und habe nicht einmal den Klappentext gelesen. Denn ich wollte diesem Buch unvoreingenommen gegenüber treten und der Geschichte wirklich eine faire Chance geben.

Das Buch ist wie schon sein Vorgänger „Fifty Shades of Grey“ ein erotik? Roman. Doch diesmal beruht die Geschichte nicht auf einer anderen, was schon mal eine gute Sache ist. The Mister ist im April 2019 erschienen und umfasst ganze 600 Seiten. 500 zu viel, wenn man mich fragt.

Es gab auch Gutes, zumindest etwas.

Aber lasst uns mal mit etwas Gutem anfangen. Zum einen hat es mir recht gut gefallen, dass ein großer Teil der Geschichte aus Maxims Sicht geschrieben war. Es kommt selten vor, dass man in einem solchen Roman so tiefe Einblicke in die Gedanken des männlichen Protas bekommt. Vor allem nicht aus der Ich-Perspektive.

Das andere was mir gut gefallen hat, waren die wenigen Sexszenen. Ja, es gab Sex in diesem Roman, aber nicht so viel, das sich einem der Magen umdreht.

Die Story, wenn man es denn so nennen möchte

In The Mister geht es um Maxim Trevelyan und Alessia Demachi. Nach dem Tod von Maxims Bruder ist er jetzt Lord Treverthick und muss sich den ganzen schweren Aufgaben stellen. Ach, was ein armes Kerlchen.

Alessia kommt eigentlich aus Albanien. Von dort wurde sie von zwei Menschenhändlern bis nach England geschmuggelt. Ich muss zugeben, das ist ein hartes und sehr unangenehmes Thema.

Durch die Hilfe einer Freundin bekommt sie die Stelle als Maxims Putzfrau und ist von da an alle zwei Tage in seiner Wohnung. Die sie ganz toll findet, weil dort ein Flügel steht. Alessia kann nämlich ganz ganz toll Klavier spielen. Die beiden treffen sich also ab und an in der Wohnung und verlieben sich instant in einander. Einfach so. Weil beide ja so umwerfend hübsch sind. Weiter wird das nicht erläutert, ganz ehrlich.

Nun tauchen eines Tages die beiden Menschenhändler wieder auf und wollen Alessia mitnehmen. Immerhin soll sie ihr Geld ja als Hure verdienen. Maxim nimmt das nicht hin und rettet sie vor den beiden. Indem er Alessia in sein wunderschönes Haus irgendwo in Cornwall mitnimmt.

Soweit so gut. Hat ja nur 200 Seiten gedauert, bis mal was passiert ist. Was machen die beiden in Cornwall? Sie verlieben sich noch unsterblicher ineinander und haben Sex, ganz viel schlechten und kaum realistischen Sex. Weitere 150 Seiten lang dümpeln wir so vor uns hin.

Dann tauchen die beiden Typen wieder auf und versuchen Alessia erneut zu entführen. Diesmal gelingt es ihnen auch fast, doch dann rettet Maxim sie wieder. Alles tutti, alles tutti.

Dann der große Twist. Alessia hat einen gewalttätigen Verlobten in Albanien, vor dem sie geflohen ist. Der Typ taucht dann auch auf und entführt Alessia. Maxim reist ihr nach Albanien hinterher und überredet ihren Vater, dass er sie heiraten darf.

Ende.

Mehr ist da wirklich nicht an Story. Glaubt es mir.

Maxim, der Lord von Everything und Arschlochschloss

Wir steigen durch Maxim in die Geschichte ein. Maxim, der uns erst einmal ausführlich erzählt, wie sehr er auf Sex steht. Auf Sex mit ganz viel verschiedenen Frauen. Und auf den ersten hundert Seiten hat er auch mit einer ganzen Reihe Frauen Sex. Und wir müssen es miterleben. Bäh.

Aber in Maxims Leben ist nicht alles toll. Sein älterer Bruder ist durch einen Unfall gestorben. Und auf einmal ist Maxim Lord Treverthick. Und das gefällt ihm so gar nicht. Die ganze Arbeit und Verantwortung, wie soll er damit nur umgehen? Wie konnte sein Bruder ihm das nur antun? (das fragt sich Maxim übrigens wirklich.)

Jetzt muss sich Maxim also mit dem Titel auseinander setzten und der Witwe seines Bruders. Die er auch mal direkt bumst. Auf den ersten Seiten. Super. Beide trauen und es bleibt ihnen nichts übrig, als sich gegenseitig das Hirn raus zu vögeln. Der Bruder ist gerade mal drei Wochen tot. Sehr sympathisch.

Generell ist Maxim sowieso ein Alleskönner. Nicht nur ist er Lord (ein Fakt der nervtötend oft genannt wird), sondern auch, jetzt passt genau auf, DJ, Komponist, kann Klavier und Geige spielen und ist auch noch Model (selbstverständlich). Dazu ist er selbstverständlich superduper reich. Wie er sein Geld genau verdient, wurde nie erklärt, ich gehe mal von Erbe aus und hat einen magischen Penis, der jede Frau beglückt.

Oh mein Gott, ich hasse dieses Buch. (Ein Satz den ich sehr oft vor mich hin gemurmelt habe)

Und dann trifft unser reicher Frauenheld auf die Protagonistin und sie verlieben sich sofort. Ich meine SOFORT! Er schaut sie einmal an und zack, er will sie heiraten. (Kotz). Von da an geht es in seinem Kopf nur noch um Alessia und wie sehr er sie liebt. Naja, zumindest ihr Aussehen. Er will alles für sie tun und sie beschützen und retten und blablabla. Es ist seltsam solche Gedanken von einem Typen zu hören, der sich ansonsten nicht mal den Namen der Frauen, mit denen er bumst, merken kann.

Aber naja, lassen wir uns mal darauf ein. Liebe auf den ersten Blick ist immerhin ein bekannter Plotpoint und irgendwie glauben wir doch alle daran. Wie geht es also weiter? Maxim schmachtet seine Putzfrau aus der Ferne an und leugnet vehement, dass er etwas ihr gegenüber empfindet. Why? Keine Ahnung. Und er verschweigt ihr, dass er ein Lord ist. Why? Doppelt keine Ahnung. Es gibt keinen logischen Grund, dass er es ihr nicht sagt. Immerhin ist ihr bereits klar, dass er super reich ist. Sie putzt immerhin seine riesige Wohnung und bügelt seine teuren Hemden.

Wir folgen Maxim auf fast 200!!! Seiten durch seinen langweiligen Alltag. Er trifft sich mit seiner Schwägerin, die trauert und mit ihm bumst. Geht mit seiner Mutter und Schwester essen und trifft sich mit seinen Kumpels. Außerdem beschwert er sich darüber, jetzt ein Lord zu sein. Denn das ist ja so eine Arbeit und sein Bruder war so toll, aber auch ein Arschloch, weil er einfach gestorben ist. Wie kann er es auch wagen? Aber wenigstens muss Maxim nicht mehr modeln. Armes Baby.

Nachdem wir uns aber durch den ganzen stinklangweiligen Alltag gekämpft haben, passiert endlich etwas. Maxim kann Alessia retten. Vor den Menschhändlern. Und wie macht er das? Er nimmt sie mit in sein wunderschönes Haus in Cornwall. Wo er sie wie eine Prinzessin behandelt und ihr ihre Jungfräulichkeit nimmt. Natürlich ist der Sex super und fantastisch und traumhaft und hat so gar nichts mit der Realität zu tun.

Dann passiert wieder sehr lange nichts interessantes. Maxim schmachtete seine Alessia an. Immer und immer wieder. Denn er liebt sie ja so so sehr. Was genau er an ihr liebt? Ihren Charakter? Ihre Persönlichkeit? Keine Ahnung. Denn er erzählt immer nur davon, wie schön sie aussieht. Vor allem ihre langen Haare. Ganz ehrlich. Hat der Kerl einen Haarfetisch?

Besonders hat mich in dem Zusammenhang eine Szene aufgeregt. Maxim philosophiert so vor sich hin, wie toll er Alessia findet und sagte, dass er sie nicht nur wegen seinem Aussehen liebt. Aufgeregt habe ich weiter gelesen, vielleicht kommt jetzt endlich eine Antwort, aber nein. Maxim labert einfach weiter und geht nicht auf das Thema ein. Danke für nichts.

Nachdem die beiden also ausführlichen, teuren Urlaub gemacht haben, bei dem Maxim Alessia ganz viele tolle neue Kleider gekauft hat, kommt die Story doch noch einmal hervor. Die beiden Menschenhändler tauchen auf und wollen Alessia entführen. Maxim kann zur Rettung eilen. Mit Waffe und langem schwarzen Mantel. Bäh.

Er überwältigt die Typen natürlich innerhalb weniger Augenblicke und überlegt sie einfach mal zu erschießen. Immerhin ist er Lord und auf seinem Grundstück würde sie niemals einer finden. Jaja, Maxim der Traumkerl.

Aber am Ende entschließt er sich dazu, die Typen nur verhaften zulassen. Kluger Schachzug. Doch dann passiert das unfassbare, das schreckliche. Alessia erfährt, dass er ein Lord ist. Bam Bam BAM! Und natürlich beschließt sie, wegzulaufen. (Why?) Doch Maxim kann sie aufhalten und gesteht ihr seine ewige, echte, superwahre, tiefe Liebe. Und er ist sich ganz sicher, dass er sie heiraten will. Nur sie.

Jetzt müsste man meinen, wir sind am Ende der Geschichte. Frau mehrmals gerettet, alle Geheimnisse offen gelegt, Liebe gestanden. Yeah! Doch leider folgen noch weitere 200 Seiten.

Maxim bringt seine Prinzessin wieder nach London und macht sich auf den Weg, seiner Schwägerin reinen Wein einzuschenken. Während er sich streitet, wird Alessia entführt. Diesmal wirklich. Ihr gewalttätiger Verlobter nimmt sie wieder mit nach Albanien.

Maxim checkt das natürlich sofort, denn Alessia würde sich ja niemals von ihm trennen. Also macht er sich auf der Stelle auf den Weg nach Albanien. Naja, nicht sofort. Etwas Zeit lässt er sich. Der Privatjet steht leider nicht zur Verfügung, da muss ein Linienflug reichen. Und der riesige, antike Verlobungsring muss auch. Er landet also in Albanien und macht sich ganz schreckliche Sorgen um seine Geliebte. Natürlich will er sie sofort retten, doch zuerst noch einen Drink, ein Besuch im Museum, noch ein Drink. Aber dann, dann geht er sie retten.

Und die ganze Zeit hat man sein Gelaber im Ohr. Seine ewigen Liebesschwüre, die mir an dieser Stelle nur noch lächerlich vorkommen. Er kennt diese Frau keine zwei Wochen lang.

Er taucht also bei ihrem Vater auf, bittet um ihre Hand, verhaut den Verlobten, bekommt das Mädel und Ende. Kein Scherz, das alles geht am Ende schlag auf Schlag. Die ganze Auflösung dauert keine zehn Seiten.

Was nehme ich also nach 600 Seiten von Maxim mit? Er ist ein Arschloch und stellt das auch sehr gut zur Schau. Noch niemals wollte ich einen Charakter nach den ersten zehn Seiten schon so sehr verprügeln. Maxim tut sich selbst mit seinen ganzen Privilegien leid und schiebt die Schuld auf seinen toten Bruder. Er verwandelt sich vom eiskalten Frauenheld zum weichen Märchenprinzen und ich glaube ihm kein Wort.

Maxim: Nein, danke.

Alessia, das Papiermädchen

Jetzt kommen wir also zum weiblichen Gegenpart. Alessia Demachi. 600 Seiten lang habe ich sie begleitet und kann trotzdem nicht viel über sie sagen.

Den Alessia ist kein dreidimensionaler Charakter. Sie ist ein Blattpapier, dass mit einigen Eigenschaften beschrieben wurde. Punkt.

Dabei hätte man einiges aus ihr machen können. Ihre Hintergrundgeschichte ist recht spannend. Ihre Großmutter war Engländerin und hat ihren Mann in Albanien geheiratet. Alessias Eltern leben in einer lieblosen Ehe, der Vater ist gewalttätig. Er zwangsverlobt sie mit einem Geschäftspartner von ihr, der ebenfalls gewalttätig ist. Durch die Hilfe ihrer Mutter schafft Alessias es, aus Albanien zu entkommen. Doch leider wird es nicht besser, sie landet bei skrupellosen Menschenhändlern denen sie entkommen muss.

Das alles sollte doch eigentlich zu einem interessanten Charakter führen, aber Alessia ist flach. Sie spricht nicht viel, lässt sich herum schubsen und hat kein Rückgrat. Mal wieder kein starker weiblicher Charakter.

Wir treffen Alessia, als sie sich auf dem Weg zu ihrer Arbeit macht, putzen für Mister Maxim. Und dort erfahren wir auch von ihrem Hauptcharakterpunkt. Sie kann Klavierspielen. Maxim nach sehr sehr gut. Fantastisch sogar. Wieso sie Klavierspielen gelernt hat, wird nie erklärt. Auch nicht wieso ihr kontrollsüchtiger Vater ihr das erlaubt hat. Sie kann es einfach.

An diesem Punkt dachte ich mir dann, sicher endet es damit, dass sie Konzertpianistin wird. Eigentlich eine sehr schöne Idee, sie hätte eine Karriere und wäre Maxim ebenbürtig. Irgendwie bietet er ihr das auch an. Aber was will Alessia lieber. Sie will weiter für Mister Maxim putzen. Ich fasse es nicht.

Alessia trifft Maxim zum ersten Mal, als er nach dem Sex nackt auf dem Bett liegt. Und verliebt sich natürlich sofort in ihn. Sie schmachtete ihn an, aus der Ferne und geht ihr Arbeit nach. 200 Seiten lang. Nicht viel passiert. Wir lernen nichts neues mehr über sie. Es geht nur um Maxim und das Klavier.

Dann tauchen die Menschenhändler auf und Alessia rennt weg. Doch als Mister Maxim sie retten will, kommt sie natürlich mit. Denn er ist ihr Held.

Und jetzt kommt der Teil, der mich besonders aufregt.

Alessia ist Jungfrau. Okay, alles noch schön und gut. Albanien ist ein traditionelles Land und da ist das schon mitunter normal. Doch was passiert, als sie den nackten Maxim entdeckt. Ihre tief verborgene Sexualität erwacht und sie kann nur noch an ihn denken. Tag und Nacht. Na super.

In Cornwall schenkt sie ihm ihre Jungfräulichkeit und von da an gibt es kein halten mehr. Alessia weiß natürlich sofort, wie das mit dem reibungslosen Sex funktioniert und kann super mit Maxim mithalten.

Etwa zu diesem Zeitpunkt erfährt der Leser dann auch mal, dass Alessia einen Verlobten hat. Und auf einmal kommen ihr ganz große Zweifel an ihrer Beziehung mit Maxim. Immerhin ist sie nur seine Putzfrau.

Nachdem vereitelten Entführungsversuch erfährt sie dann auch endlich die Wahrheit. Maxim ist ein Lord. Wie ihr das bisher nicht aufgefallen ist, kann ich nicht erklären. Er wird mehrmals direkt vor ihr Mylord genannt. Hat das Familienwappen auf dem Arm und jeder in dem kleinen Dorf kennt ihn. Naja, sie ist halt nicht die hellste Leuchte.

Und widerspricht sich ab und an selber. Ich kann einen Charakter einfach nicht ernst nehmen, der eine Kreditkarte als „Zauberkarte“ bezeichnet und dann aber erzählt, sie habe HBO und Netflix in Albanien. Aber noch nie einen Penis gesehen. Schon klar.

Völlig außer sich (Why?) will Alessia aus dem Schloss fliehen. Doch Maxim stellt sie an einer Treppe. (Hätte sie an dieser Stelle ihren Schuh verloren, wäre ich ausgerastet.) Sie gesteht ihm ihre Liebe und Happy End und alles.

Die beiden fahren also wieder nach London. Alles so weit zu gut. Alessia geht alleine einkaufen. Abends in einem Laden. Besagter Laden befindet sich in einer reichen Gegend und hat mindestens einen Verkäufer da. Wie aus dem Nichts taucht der Verlobte auf und will sie mitnehmen. Unsere Alessia macht natürlich kein Theater, versucht nicht die Aufmerksamkeit anderer Kunden auf sich zu ziehen. Nein, sie geht einfach mit. Der Verlobte hat ja eine Waffe. Die er auch ganz sicher in dem Laden verwenden wird.

Sie hinterlässt Maxim einen kryptischen Zettel und steigt zum Verlobten ins Auto. Von da aus sieht sie, wie Maxim seine Schwägerin umarmt. Sofort stellt sie sich die Frage, ob der Kerl, den sie erst seit zwei Wochen kennt, sie vielleicht doch nicht so sehr liebt. Ach, Mädel.

Ab diesem Punkt in der Geschichte, wird Alessia mir zum ersten Mal irgendwie sympathisch. Denn sie lässt sich von ihrem Verlobten nicht einfach herum schubsen. Sie versucht zu fliehen und stellt sich ihm entgegen. Dadurch hat sie sich tatsächlich meinen Respekt verdient. Zumindest ein wenig.

Wäre Alessia das ganze Buch lang etwas stärker gewesen und hätte den Mund mehr aufgemacht, dann wäre ich vielleicht auch mit ihr warm geworden.

Sie lässt sich also vom Verlobten wieder nach Albanien schleppen und trifft dort auch Maxim, der bereit auf sie wartet. Damit ihr Vater der Ehe zustimmt, erzählt sie ihm, dass sie schwanger ist. Der fällt natürlich darauf herein und stimmt der Ehe zu. Friede, Freude, Eierkuchen. Die Schwangerschaftslüge wird übrigens in einem kleinen Satz am Ende aufgelöst.

Alles in Allem ist Alessia ein sehr eindimensionaler, langweiliger Charakter, aus dem sehr viel mehr hätte gemacht werden. Leider ist es dazu nicht gekommen.

Die anderen Typen, die da so rum hängen. Wieso auch immer.

Fangen wir mal ganz am Anfang an. Mit Caroline. Maxims Schwägerin und Witwe seines Bruders. Die er bumst. Weil beide trauern. Caro kommt sehr unsympathisch rüber. Anscheinend soll sie eine Goldgräberin sein, die zuerst mit Maxim zusammen war und dann doch den Bruder geheiratet hat. Wegen dem Titel und so. Aus irgendeinem Grund unterstützt sie Maxim dann auf seiner Suche nach Alessia und ist von da an einfach aus dem Buch verschwunden. Bye.

Wir treffen auch Maxims Schwester und seine Mutter. Über seine Schwester weiß ich absolut nichts! Außer, dass sie Ärztin ist. Glaube ich. Seine Mutter ist wohl eine schreckliche Frau, die ihren Mann für einen Jüngeren verlassen hat. Generell mag Maxim seine Mutter nicht.

Dann hat Maxim noch zwei ehemalige Schulfreunde, von denen ich gar nichts mehr weiß. Sie sind da, reden mit ihm und verschwinden wieder, bis sie noch einmal gebraucht werden.

Ähnlich geht es mit den ganzen Hausangestellten des Lords. Es fallen viele Namen, die man schnell wieder vergisst. Keine Ahnung, was die alle so machen, aber sie sind da um Maxim und auch Alessia zu umschmeicheln. Und dann verschwinden sie wieder. Irgendwie beneide ich sie darum.

Auf Alessias Seite gibt es Magda und ihren Sohn, die sich um Alessia kümmern. Aber auch die beiden sind nach der Hälfte des Bucher verschwunden. Aber wenigstens wissen wir wohin, nach Kanada.

Über Alessias Eltern erfährt man auch nicht sonderlich viel. Ihr Vater ist gewalttätig, ihre Mutter unglücklich in der Ehe. Ja, das ist dann auch schon wieder alles.

Kit, der Bruder, den ich lieber getroffen hätte

Kommen wir also zu Kit, dem eigentlich Lord von Treverthick, der zwei Wochen vor Beginn der Story gestorben ist. Den Erzählungen nach muss er ein richtig netter Kerl gewesen sein. Schade, dass wir ihn nie getroffen haben.

Der Punkt, den ich allerdings wirklich, wirklich schrecklich fand, wurde nur zwei Mal in der Story aufgegriffen. Maxim hat relativ schnell klargestellt, dass er Kit seinen Unfall sehr übel nahm. Und dann stellt er auf einmal in den Raum, dass es kein Unfall war, sondern ein Selbstmordversuch.

Im ersten Moment war ich sehr geschockt. Das ist mal eine Aussage. Eine Aussage, die in einem Nebensatz aufkam. Und dann für mehr als 200 Seiten nicht mehr.

Zuerst dachte ich, das war nur eine Storyline, die wieder gelöscht wurde. Und die Autorin hatte diese kleine Zeile einfach übersehen. Aber nein, Caroline bringt den selben Punkt wieder auf. Auch sie denkt, ihr Mann habe Selbstmord begangen.

Ab da war ich richtig sauer. Denn nein, wir bekommen keinerlei Erklärung. Nicht einmal einen Versuch. Die Sätze werden genannt und dann wird einfach mit dem Gespräch weiter gemacht. Was soll denn das bitte? Wenn man es nicht ganz durchzieht, dann sollte man es bitte einfach lassen.

Der gewalttätige Verlobte – Oder auch nicht

Auf den letzten hundert Seiten treffen wir dann Alessias Verlobten. Dieser hat einen Namen, den konnte ich mir allerdings nicht merken. Aber glaubt mir, das ist nicht schlimm.

Nein, schlimm ist die Art wie dieser Charakter beschrieben wird. Ich habe nichts gegen grundsätzlich schlechte Menschen in Büchern. Manchmal ist es einfacher, die Welt nur in Schwarz und weiß einzuteilen. Und wenn man einen „Bösewicht“ erst auf den letzten Seiten einführt, dann erwarte ich nicht viel.

Leider ist das beim Verlobten etwas anders. Auf den ersten Blick wird er als sehr brutal dargestellt. Immerhin wollte er Alessia die Finger brechen. Er entführt sie, würgt sie, zwingt sie in den Kofferraum. All solche grausamen, bösen Dinge.

Und dann kümmert er sich auf einmal um sie. Deckt sie zu, sorgt dafür, dass sie isst. Redet davon, dass er sie liebt. Und auf einmal kommt bei mir die Frage auf, was die Autorin uns damit sagen will. Dass Alessia vielleicht doch mit dem Verlobten glücklich werden kann.

Oder ist das nur ein seltsamer Versuch, den Bösewicht vielschichtig zu machen. Sollte dies wirklich der Fall sein, dann ist der ziemlich nach hinten los gegangen.
Am Ende des Romans wird der Verlobte übrigens innerhalb einer Seite aus dem Buch geschmissen und er war nie mehr gesehen. Bye.

Tell don’t Show und Infodump galore

Dieser Punkt trifft vor allem am Anfang des Buches zu. Maxim erzählt so aus seinem Leben und klatsch dem Leser alles hin. Sein Leben und so weiter und so fort.

Was mich aber besonders gestört hat, waren die Momente, in denen es um Alessia ging. Denn jedes Mal, wenn wir etwas mehr über sie erfahren, geschieht dies aus Maxims Sicht. Und natürlich erleben wir dann nicht mit, wie Alessia spricht. Ihre Tonlage, ihren Gesichtsausdruck, ihre Gestik. Nein, Maxim erzählt uns dann in kurzen Sätzen, was Alessia ihm erzählt hat. Eine weitere Chance vertan, mehr als ihr zu machen. Sehr schade.

Der Schreibstil, der mir unter die Haut ging

Ich finde es immer schwer, über einen Schreibstil zu reden, der übersetzt wurde. Immerhin kann bei einer solchen Übersetzung viel verloren gehen.

Was einem bei the Mister allerdings als erstes ins Auge springt (mir zumindest), ist der Fakt, dass dieses Buch sechs! Übersetzer gebraucht hat. Ein oder zwei hätte ich ja noch verstanden, immerhin sind einige Sätze in albanisch dabei und das spricht nicht jeder. Aber sechs??

Meine Theorie an dieser Stelle: Jede der Übersetzerinnen hat nach 100 Seiten aufgegeben.

Der Schreibstil ist nicht sonderlich anspruchsvoll. Es gibt viele Sätze in Richtung. Er sagte, tat, dachte. Kleine, kurze Sätze, die einem nach einiger Zeit ziemlich auf den Geist gehen.

Was es auch mehrmals in diesem Roman gibt, sind Frage und Antwort-Spiele. Er stellt eine kurze Frage, sie antwortet kurz, er stellt die nächste Frage. Das zieht sich über einige Seiten und nichts anderes passiert. Langweilig und meiner Meinung nach ziemlich unnötig.

Die langatmigen Gespräche zwischen den Protagonisten wechseln auch immer sehr schnell das Thema. Themen werden aufgenommen, ohne Antwort fallen lassen und später wieder aufgenommen. Nervig.

Das aller aller schlimmste ist allerdings die Art, wie Alessia geschrieben ist. Sie soll eine dreiundzwanzigjährige Frau darstellen, die zwar etwas schüchtern, aber doch erwachsen ist. Irgendwie ist das schief gegangen.

Denn etwas an der Art, wie sie geschrieben ist, erweckte bei mir den Eindruck, dass sie nicht älter als vierzehn oder so ist. Ich kann meinen Finger einfach nicht drauf legen, aber dieses Gefühl war da. Und es wurde besonders unangenehm, wenn sie dann auf einmal Sex mit Maxim hatte. An dieser Stelle musst ich das Buch dann mal weg legen und meinen Kopf in Ordnung bringen. Gar nicht gut.

Alles in allem ist der Schreibstil nicht sehr anspruchsvoll, was doch eigentlich dazu beitragen sollte, dass man das Buch schnell liest. Nur leider ist das Buch extrem langatmig.

Denn was gehört unter gar keinen Umständen in ein Buch? Lange, unnötige Szenen aus dem Alltag der Protagonisten. Ich muss nicht jeden Schritt wissen, den Alessia macht, um die Waschmaschine zu starten. Oder genau beschrieben bekommen, wie Maxim seinen Espresso trink und sein Sandwich isst. Sogar der schlechteste Lektor würde dies aus dem Manuskript streichen. Hier ist das leider nicht passiert und so musste ich mich durch seitenweise unnütze Szenen kämpfen.

Die zum Glück recht wenigen Sexszene und die magische Jungfrau

In The Mister gibt es zum Glück nicht bei weitem so viele Sexszene wie in Fifty Shades. Tatsächlich gibt es hunderte Seiten, in denen kein aktiver Sex stattfindet. Nur viele, viele Gedanken daran.

Die Szenen selbst sind an und für sich nicht sonderlich ausführlich und auch nicht ganz so zum fremdschämen, wie einige andere. Zum Glück.

Was mich allerdings sehr stört, ist der Fakt, das Alessia Jungfrau ist. Dabei ist der Fakt selber nicht mal so schlimm. Aber die Art, wie damit umgegangen wird. Denn natürlich ist ihr erstes Mal magisch und einzigartig und generell ist sie super in allen sexuellen Punkten. Jedes Mal, wenn die beiden miteinander schlafen, kommen sie zum Orgasmus, mehrmals und ohne sonderlich viel Arbeit. Magische Jungfrau und Zauberpenis halt. Wie sehr ich es verabscheue.

Wo kommt der Name eigentlich her?

Der Name eines Buches ist sehr wichtig. Und meistens ist er einfach zu erklären. Harry Potter, Herr der Ringe und auch bei Fifty Shades of Grey ist es nach einigen Seiten klar.

Wieso heißt The Mister denn eigentlich The Mister?
Darüber musste ich auch einige Zeit nachdenken. Denn das ist auch auf den ersten Blick nicht klar. Irgendwann ist bei mir dann der Groschen gefallen. Haltet euch fest!
Das Buch heißt so, weil Alessia immer Mister Maxim sagt. Das ist die Lösung. Eine andere Erklärung gibt es nicht, falls man das als Erklärung ansehen will.

Das Cover und allem drum herum

Ich bin ein Coverkäufer, wie viele von uns. Ein schönes Cover kann schon mal die halbe Miete ausmachen. Was ist also mit dem Cover von The Mister. Für mich ist es ziemlich nichts aussagend. Langweilig sogar.
Es sagt nichts über die Story aus, oder die Protagonisten. Das einzige, was ich dem Cover entnehmen kann, ist, dass die Geschichte in England spielt.

Eine Sache ist mir allerdings besonders aufgestoßen. Auf dem Buchrücken unten in der Ecke, in grellem Pink auf schwarz, steht, wer das Cover designt hat. Erika Mitchell. Nicht jeder weiß jetzt direkt, wer das ist. Das ist der Klarname von E L James. Der Autorin selbst.
Nun ist es nicht unüblich, dass ein Autor auch mal sein Cover selber gestaltet. Das kommt oft vor. Nur normalerweise steht das dann im Buch im Impressum. Frau Mitchell hat allerdings darauf bestanden, dass es außen auf dem Buch steht. Damit jeder sieht, dass sie Cover designen kann.

Das nenne ich einfach mal einen Egotrip.

Zum Klappentext fallen mir auch noch einige Dinge ein. Den eigentlich fand ich ihn nicht mal so schlecht. Er erzählt von einem reichen Mann, der einer geheimnisvollen Frau begegnet. In meinem Kopf entstand direkt das Bild der beiden, wie sie sich in einer Bar begegnen, beide aufgemotzt und voller Geheimnisse. Beide auf Augenhöhe.

Ich muss wohl nicht erzählen, wie sehr ich enttäuscht wurde.

Fassen wir also zusammen

Ich mochte The Mister so gar nicht. Von Anfang bis Ende nicht. Nicht einmal der leichte Spannungsbogen am Ende konnte es raus reißen.
Ich empfehle dieses Buch niemanden. Gebt euer Geld anders aus, verbringt eure Zeit mit besseren Dingen.

Falls ihr dieses Buch mochtet, dann freut mich das sehr für euch. Buchgeschmäcker sind verschieden und jeder soll lesen was er will.

Für mich war es trotzdem nichts.