Hallo ihr Lieben,
die dritte Woche in Folge, wo euch Anni nun einen Film vorstellt. Ich hab ja bereits erwähnt, dass sie oft im Kino war. Und das in so vielen verschieden Genre! Können wir ihr bitte mal kurz unseren Respekt aussprechen, weil sie trotz allem immer die richtige Worte findet? Viel Spaß mit Anni und

Geheimnisse eines Lebens

„Geheimnisse eines Lebens“ basiert nicht nur auf dem Roman „Red Joan“ von Jennie Roonie, sondern auch auf der Geschichte von Melita Norwood, die in den 1940ern als britische Spionin des KGB tätig war und streng geheime Informationen des britischen Geheimdienstes geleakt hat. Die Handlung des Films wird in zwei Zeitsträngen erzählt, da die im Film gegenwärtige Joan bereits eine alte Frau ist, als sie entlarvt wird. Immer wieder springt die Handlung in die Vergangenheit, beginnend mit dem ersten Semester ihres Studiums in Cambridge.

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Recht schnell tritt Joan einer Bewegung politisch aktiver Studenten bei und verliebt sich in Leo, den großen Bruder von ihrer Kommilitonin Sonya. Leo spielt von da an immer wieder eine wichtige Rolle in ihrem Leben, egal ob im Studium oder später als sie bereits beim britischen Geheimdienst angestellt ist und an einem streng geheimen Projekt mitarbeitet.

Politik ist hier das A und O

Da die Geschichte, wie zuvor erwähnt, in zwei Zeitsträngen erzählt wird, ist recht vorhersehbar, welche Entscheidungen Joan im Laufe ihres Lebens trifft, was ab und an Langeweile im Kino hat aufkommen lassen. Längen gibt es leider zur Genüge. Immer wieder werden Themen erörtert, die der Handlung nicht förderlich sind und in meinen Augen viel zu sehr versuchen, eine Liebesgeschichte in den Fokus zu rücken, die da nicht hingehört. Es wirkte weniger wie ein Film über politische Intrigen, sondern mehr wie ein Liebesdrama, das die Politik immer wieder in den Hintergrund drängt.

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Aber – und das muss man „Geheimnisse eines Lebens“ zugutehalten – der Film hat auch seine guten Momente, wenn genau das richtige Maß an Spannung und Drama zusammenspielen und den Zuschauer den Atem anhalten lassen. Leider gab es diese Szenen zu selten, aber sie haben den Film trotzdem gerettet.

Politik wird in diesem Film natürlich auch großgeschrieben, ebenso die historischen Hintergründe sowie der zweite Weltkrieg und insbesondere die Atomanschläge auf Hiroshima und Nagasaki, die eine besondere Bewandtnis für die Handlung haben. Diese Momente, die für die Handlung relevant werden, sind sehr genau recherchiert und bilden die Grundlage für Joans Handlungen.

Charaktere
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Dabei spielt die politische Überzeugung eine große Rolle, aber auch die Love Story, denn obwohl man Joan immer wieder anmerkt, dass sie Zweifel hat, lässt sie sich am Ende von Leo, einem kommunistischen Idealisten, manipulieren. Leos Rolle wird dabei sehr überspitzt dargestellt, als hätte er keine andere Daseinsberechtigung, als Joan immer wieder zu verführen und auf seine Seite zu ziehen. Nach einer Weile hat er mich einfach nur noch genervt.

Angenehmer war dabei Sonya, Leos Schwester, die gleich zu Beginn auftaucht und für mich ein wenig wie das Partygirl wirkt, das die graue Maus in ihre Welt hineinzieht. So in der Art kam es dann auch, denn erst durch Sonya macht Joan Bekanntschaft mit Leo und allem, was danach folgt. Dabei ist Sonya ein sehr interessanter Charakter, der das ein oder andere Geheimnis bewahrt und den man nicht unterschätzen sollte. Meine Meinung von ihr schwankte während des Films zwischen Sympathie und Skepsis und bis jetzt habe ich mich nicht entschieden, wie ich sie eigentlich finde.

Joan ist allerdings schwer zu beurteilen. Einerseits fällt es leicht, ihre Überzeugungen und Handlungen nachzuvollziehen, andererseits hatte ich meine Probleme damit, dass sie immer wieder zu Leo zurückkehrt, obwohl ihr das zuvor schon nichts gebracht hat und sie eigentlich damit abgeschlossen hatte. Hier bin ich bis heute sehr zwiegespalten, wobei es im Zusammenspiel mit der „gegenwärtigen“, älteren Version von Joan verständlicher wirkt, wieso sie getan hat, was sie getan hat. Außerdem war diese mir sympathisch. Ein facettenreicher Charakter ist Joan in jedem Fall. Ob man ihr gegenüber nun Sympathie empfindet, Verständnis oder sie einfach gar nicht leiden kann. Auf mich trifft also alles ein wenig zu.

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Fazit

Im Großen und Ganzen lässt sich über „Geheimnisse eines Lebens“ sagen, dass es sich um einen Film handelt, der durchaus sehenswert ist und interessant aufgemacht. Allerdings würde ich dafür nicht ins Kino rennen, sondern eher im Heimkino, wenn man etwas anderes tun kann, wenn die Handlung sich mal wieder zieht wie Kaugummi.