Hallo ihr Lieben,
im Oktober hatte ich das große Glück in München bei einem ganz besonderen Screening dabei zu sein. Nämlich den ersten 22 Minuten von M. Night Shaymalans neuem Film „Glass“. Ja, nur 22 Minuten. Ihr könnt euch den Cliffhanger nicht wirklich vorstellen. Gott sei Dank hat das Warten bald ein Ende.
Aber bevor wir zur Filmreview kommen, habe ich noch ein paar interessante Details aus dem Interview mit M. Night für euch, das ebenfalls in München stattgefunden hat.
M Night Shaymalan – Master of Surprise
Unbreakable, Teil 1 der Reihe, war mehr oder weniger der erste Superhero Film. Woher kam die Idee?
Nach The 6th Sense habe ich überlegt, was ich als nächstes schreiben könnte und es gab nie wirklich mehr Superhero Filme, außer die Supermanfilme in der damaligen Zeit. Mit meinem eigenen Twist wollte ich etwas ähnliches schreiben. Filme wie Pulp Fiction, Boogie Nights und andere, die eher edgy sind, sollten mit einfließen. Damals, wie auch heute noch, war ich der Meinung, dass ich immer ganz schnell den nächsten Film fertig geschrieben haben müsste, denn es könnte ja der letzte sein, den ich jemals veröffentlichen darf. Gott sei Dank hat Disney Unbreakable gekauft und Glass ist nun auch wieder bei Disney.
Die Aussage von Disney damals war noch, dass man den Film nicht als Comicbuch Film vermarkten könnte. Das Genre ist zu klein, niemand würde es sehen wollen, wenn es so vermarktet wird. Ich war mir dabei nicht ganz sicher, aber ich hatte wenig Mitspracherecht. Am Ende war das Publikum eher verwirrt, denn der Film ist schon so aufgebaut, als sei es ein Comicbuch gewesen und niemand wusste davon, weil es als Thriller vermarktet wurde. Unbreakable ist quasi der Opening Act und das hat das Publikum auch gefühlt. Könnte ich meinem jüngeren Ich heute sagen, einfach nur stark zu sein, Selbstbewusstsein zu zeigen, dann hätte ich Split sicherlich früher rausgebracht, als ich es wirklich getan habe.
Easttrail 177
Die Leute nennen diese Trilogie mittlerweile „Easttrail 177“. War eine Trilogie ein Traum?
Ja, irgendwo schon. Ich war damals sehr verwirrt, als der Film rauskam, weil ich dachte, dass es ein wirklich guter Film ist. Aber die Meinungen gingen so weit auseinander. Ich erinnere mich noch daran, wie ich auf der Couch lag und mich dauerhaft gefragt habe, ob ich alles richtig gemacht habe.
Damals, kurz nach den 90er Jahren, als Spielberg und Ron Howard gerade den großen Erfolg feiern und Regisseure wie Nolan eher als „dunkel“ bezeichnet und ignoriert wurden, fühlte es sich an, als hätte man keine Chance mit der Art von Filmen, die ich machen wollte. Heute, da Comicbuch Verfilmungen überall sind, ist das anders. Der Filmmarkt scheint sich in der Hinsicht verändert zu haben. Die Art Filme, die ich mache, sind jetzt um einiges beliebter.
Fassen wir Shaymalan mal zusammen
Ihr merkt. Herr Shaymalan redet sehr gerne und kommt auch gerne mal vom eigentlichen Thema der Frage ab. Ich packe nun also ein paar der Infos zum Film „Glass“ einfach mal in meine Worte. Denn es gibt da ein paar interessante Sachen, die diesen Film für mich ausmachen.
Zum Beispiel, wie er gedreht wurde. In den ersten 22 Minuten haben wir so ziemlich alles an CGI Effekten gesehen, die in diesem Film zu finden sein werden. Shaymalan arbeitet nicht viel mit CGI und bleibt sich selber und seiner „Ein-Kamera-Verfilumg“ auch in diesem Film treu. Sprich: Die ganze erste Kampfszene, die wir aus einem Teaser schon kennen, wo wir das Biest kennen lernen, wurde mit einer einzigen Kamera gedreht. In einem einzigen Durchgang.
Für Split hat er damals übrigens sein Haus in Zahlung gegeben und mit einem Kredit belastet. Er hat den kompletten Film, mit einem unbekannten Team, selber bezahlt. Respekt an ihn für so viel Vertrauen und Hoffnung und Glauben an diesen Film. Split wurde von Universal rausgebracht, nicht von Disney. Und hier ist selbst Shaymalan überrascht gewesen. Er hat dem Studio nicht gesagt, dass Split Teil zwei der Unbreakable Trilogie ist. Das hat das Team erst am Ende des Screenings erfahren und war überrascht. Und hat danach erstmal Disney angerufen, damit man sich die Rechte teilen kann. Disney hatte allerdings schon zugestimmt, dass Bruce Willis Teil dieses Films werden darf.
Zitat zum Thema „Menschen, die Unbreakable nicht kannten, aber Split im Kino gesehen haben“
Die Reaktionen in den Screenings gingen weit auseinander. Die eine Hälfte saß verwirrt da, weil die andere Hälfte am Ende geschrien hat. Da die Leute, die Unbreakable kannten, wussten wer Bruce Willis ist und warum er da ist und nun war bekannt, dass Split Teil zwei sein wird.
Kommen wir zu Glass und unseren Fragen
Viele Direktoren sagen immer „Dieser Film hat mir vieles beigebracht“. Was haben Sie von Unbreakable, Split und nun auch Glass gelernt?
Der schwierigste Teil von Glass ist sicherlich die Kombination der ganzen Charaktere. Wir haben drei Hauptcharaktere, Sarah Paulson ist ebenfalls im Film und grandios. Alle Familienmitglieder, die mit den Charakteren zu tun haben. Aber ich denke, das beste ist James McAvoys schauspielerisches Talent und die Charaktere, die er zum Leben erweckt. Wir hatten echt Probleme den Film zu drehen, weil das ganze Team immer wieder in Applaus verfallen ist. Seine Performance ist einfach nur unglaublich. Es ist, als wäre er geboren, genau diese Rolle zu spielen. Insgesamt spielt er 21 verschiedene Personalitäten. Man kann ihn mit Robin Williams vergleichen, denn er kann sich wirklich in jeden Charakter hineinversetzen. Er ist ein typischer Charakter-Schauspieler. Spricht verschiedene Sprachen, hat den Körperbau für zum Beispiel das Biest. Zusammen mit Sarah Paulson kamen dabei richtig gute Szenen raus. Ich kann nicht abwarten, bis ihr diese Performance sehen könnt.
Über Comicbücher und das Shaymalan-Verse
Welche Comicbücher haben Sie inspiriert „Unbreakable“ zu schreiben und lesen Sie immer noch Comicbücher?
Spiderman, ein wenig Green Lantern. Aber damals hatten wir auch diese richtig coolen TV Sendungen wie The Hulk, old school Batman mit Adam West. Heute lese ich eher Graphic Novels. Die nutzen genau das, was ich gerne mag. Das Visuelle und der Leser darf viel selber rein interpretieren.
Es gibt immer wieder Spekulationen zum „Shaymalan-Verse“. Daher wollte ich wissen, ob es mehr Ideen in Richtung Comicbuch Verfilmungen Ihrerseits gibt?
Ich habe drüber nachgedacht und ich sage eigentlich nie wirklich Nein zu irgendwas. Aber gleichzeitig bevorzuge ich die Gefahren von neuen Ideen. Die Ideen, die mit nichts anderem verbunden sind. Ich würde keinen weiteren Film für das Comicbuch Universum mehr schreiben in diesem Moment. Einfach weil, ich mir dann vorkommen würde, als würde ich mich selber verkaufen, nur damit ich Geld verdiene. Ich würde meine Authenzität verlieren.
So. Das war eine Art Zusammenfassung von 40 Minuten Panel und Interview. Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen, versteht den Direktor nun ein wenig besser und freut euch auf den Film. Ich für meinen Teil kann sagen: M. Night Shaymalan hat mich überrascht. Er ist ein herzlicher, lustiger Mensch, der trotz Erfolg komplett auf dem Boden geblieben ist. Und ich bin definitiv gespannt, wie es nach den 22 Minuten, die ich sehen durfte, weiter geht.