Guten Morgen ihr Lieben,

es ist Zeit euch jemanden so richtig gut vorzustellen. Eine sehr liebe Freundin von mir. Mary Cronos
Im Januar kommt ihr erstes Verlagsbuch “Houston Hall” raus und im Rahmen einer langen Blogtour, zeigt sie euch heute, wie sie für dieses bestimmte Buch recherchiert hat. 

Die anderen Teilnehmer findet ihr nun hier, damit ihr auch alle Chancen auf das Gewinnspiel habt.
LC’s Bookshelf Teil 1 und Teil 2

Buntes Tintenfässchen

Blue Siren

Kitterella

Und am 2.1. geht es bei Mary selber weiter.

Wenn ihr allerdings alle Blogposts aufmerksam gelesen habt, solltet ihr ab 20 Uhr am 2.1. noch direkt bei Mary auf Facebook vorbei schauen und am Quiz teilnehmen. Da gibt es noch ein signiertes Printexemplar zu gewinnen.

Um ein PRALL GEFÜLLTES GOODIEPAKET gewinnen zu können, wäre es super, wenn ihr unsere Beiträge mit dem Hashtag #ReiseNachHoustonHall auf allen Social Media Kanälen teilt. Ich hab euch direkt mal zwei Tweets eingebaut, samt Hashtag. Sucht euch eins aus.

[Tweet “#ReiseNachHouston Hall Um ein PRALL GEFÜLLTES GOODIEPAKET gewinnen zu können…”]

Wie recherchiert man eigentlich für Fantasy?

Anna bat mich, Euch einen kleinen Einblick in den Recherchealltag eines Autors zu geben. Es gibt so einige, die glauben, Recherche sei langweilig und ein notwendiges Übel. Notwendig, ja, das ist sie. Aber weder langweilig noch ein Übel. Ich hoffe, davon kann ich Euch hier überzeugen.

Bisher bin ich vor allem im Genre der Fantasy unterwegs und dort gibt es oft so kleine Ausreden wie: “Ist doch Fantasy, das muss ich nicht recherchieren”.

Euch sei versichert: Das ist ein Irrtum. Fantasy braucht innere Logik… und – vor allem wenn sich zur Fantasy unsere reale Welt mischt – auch korrekte Angaben.

Eine gute Recherche ist für einen Roman so wichtig, wie die richtigen Baumaterialien, wenn man ein Haus bauen will. Eine gute Recherche sorgt für ein gutes Fundament, ein stabiles Gerüst und einen schönen und besonderen Look.

Soweit so offenkundig, wie Sherlock sagen würde. Wie aber so eine Recherche konkret abläuft, ist weniger präzise. Es hängt vom Autor ab, aber auch von der benötigten Information.

Wie komme ich an meine Informationen?

Handelt es sich nur um eine spezielle Datenabfrage (ein Datum, ein Name, ein Straßenname)? Oder handelt es sich um die Suche nach umfassenden Informationen (ein bestimmtes geschichtliches Ereignis, etwas, zu dem es verschiedene Meinungen gibt, etwas, das komplexer ist)? Oder handelt es sich um den Wunsch, tiefer in eine Materie einzutauchen, etwas oder jemanden mit vielen Facetten kennenzulernen? Geht es überhaupt um konkrete Fragen oder soll die Recherche erst die Kreativität ankurbeln und den Schreibprozess in Gang bringen?

Für oberflächliche, simple Datenabfragen reicht meist das Internet. Für einen ersten Blick in die nächstkomplexere Recherche ebenfalls. Darüber hinaus helfen Bibliotheken, Fachbücher, Aufsätze etc. Aber nicht alles lässt sich nachlesen. Recherche meint nicht nur das Sammeln von Fakten. Wenn es darum geht, eine Gegend wirklich kennenzulernen, als wäre man selbst dort aufgewachsen und nicht der Protagonist… Dann wenn es darum geht, alle Folgen einer Krankheit oder eines Unfalls zu verstehen… Sobald es darum geht, etwas mit allen Sinnen zu erleben… dann braucht man mehr als Links und Bücher. Ihr müsst einen Weg finden zu erleben, was ihr Eure Protagonisten erleben lasst – was Eure Leser erleben können sollen.

[Tweet ” #ReiseNachHoustonHall Ihr müsst einen Weg finden zu erleben, was Eure Protagonisten erleben”]

Meine bevorzugte Methode ist es, Menschen auszufragen, die zu einem bestimmten Thema mehr wissen als ich. Das erfordert – vor allem am Anfang – etwas Überwindung, ist aber wirklich lohnenswert. Die meisten freuen sich und helfen gern. Ihr wärt überrascht. Ein drastisches Beispiel: Wenn ihr einen blinden Menschen in Eurer Geschichte habt, dann fragt Erblindete nach ihrem Alltag, ihren Erfahrungen, ihrer Wahrnehmung, ihren Gefühlen (taktvoll bitte). So eine Einschränkung kann man sich als Sehender kaum vorstellen.

Die Recherche vor Ort

Autoren können und brauchen nicht alles wissen oder alles selbst erlebt haben. Es heißt doch so schön: Man muss nicht alles wissen, man muss nur wissen, wo es steht. Für einen Autor und seine Geschichte formuliere ich das um: Ein Autor muss nicht alles wissen oder erlebt haben, er muss nur jemanden kennen, der es weiß oder erlebt hat.

Großartig ist es, wenn wir selbst an den Ort des Geschehens reisen können, so wie ich das für die ersten beiden Bände von Nafishur tat, als ich extra nach Paris flog. Aber nicht immer geht das.

Im Falle meines neuen Buchs, Houston Hall – Schatten der Vergangenheit, konnte ich leider nicht nach Schottland fliegen. Aber dafür hatte ich eine großartige Unterstützung: Eine sehr liebe Freundin plante einen kleinen Umweg in ihre Schottlandreise ein und besuchte für einen Tag Dirleton, den Ort des Geschehens in meiner Geschichte. Sie besorgte mir nicht nur jede Menge Informationen aus erster Hand und machte viele Fotos, sie gab mir auch ihre Eindrücke wieder – mit allen Sinnen. Auf diese Weise hatte ich meine Augen und Ohren vor Ort.

Für Houston Hall war die Recherche etwas Besonders

Aber wo wir gerade davon sprechen. Die Recherchen für Houston Hall waren etwas ganz Besonderes. Schon Nafishur hatte mich verblüffen können mit der Tatsache, dass Dariel ein 1zu1 Reallife-Double hat. Aber Houston Hall hat diesen “Zufall” noch übertroffen:

Dafür muss ich etwas ausholen. Die Anfänge dieser Geschichte liegen – zusammen mit denen von Nafishur – ganz am Anfang meiner „Autorenkarriere“. Genaugenommen lange davor. Vor beinah zehn Jahren schrieb ich in einigen Foren gern an RPGs – also Rollenspielen in Schriftform, für die Unwissenden. Zu dieser Zeit war Houston Hall noch irgendein namenloser britischer Landsitz. Es ging nur um das Paar. Den vergrämten Laird, der seine Familie verloren hatte, und die mysteriöse junge Frau. Als meine Agentur diese Geschichte auswählte (ich habe noch so einiges für Euch in Petto), gewann die Geschichte an Leben. Und Tiefe. Dann hieß es: Recherchieren!

Ich begann, mich mit schottischer Mythologie zu befassen, einen realen Ort für meine Geschichte zu finden und die entsprechende Gegend unter die Lupe zu nehmen.

Und an dieser Stelle begannen die “gruseligen” Zufälle:

Auf Googlemaps suchte ich mehr oder weniger blind einen netten kleinen Küstenort. Ich brauchte Wälder und Wasser und nach Möglichkeit Klippen oder zumindest eine schroffe Küste. Da passte Dirleton wunderbar. Neugierig begann ich, meine Geschichte mit den Fakten abzugleichen. War dort ein guter Platz für den fiktiven Landsitz meines Lairds? Da war nicht nur ein guter Platz! Genau an der Stelle, die ich zuvor festgelegt hatte, stand ein Landsitz, der so aussah, wie ich ihn beschrieben hatte. Bevor ich ihn kannte. Ein Landsitz, der genau zur richtigen Zeit gebaut wurde; der niederbrannte, so wie es auch meiner tat; dessen Geschichte eins zu eins zu meiner Geschichte passte. Samt der Familie, die dort gelebt hatte. Samt der einzigen wichtigen weiblichen Person des Ortes (ebenfalls Teil des Anwesens): Einer Mary. So wie meine Mary. Und auch sie hatte schwarze Locken. Gleicher Name, gleicher Ort, gleicher Look.

Und auch die Mythologie passte wie die Faust aufs Auge. Ich suchte mir zwei Wesen aus, die den Schwerpunkt in der Geschichte bilden sollten. In der Rolle des Bösen: die Baobhan Sith, der keltische Vampir. In der Rolle des Guten: die Ceasg, eine Meerjungfrau, die Wünsche erfüllt. Im Buch wird dann klar, dass die Rollen wohl doch nicht zu klar verteilt sind zwischen Gut und Böse. Aber das Interessante hier ist, dass es Spuren von Ceasg in Dirleton gibt. D.h. Spuren vom Glauben an sie. Und das ausgerechnet auf dem Friedhof vor der Kirche, wo auf Grabsteinen Meerjungfrauen abgebildet sind.

Recherche kann Spaß machen

Je mehr ich recherchierte, desto mehr Details meiner erfundenen Geschichte passten zur Realität des Ortes. Und je häufiger mir das passierte, desto engagierter recherchierte ich. Jetzt wollte ich natürlich so viel Realität wie möglich in meine Geschichte bringen. Also ob ihr es glaubt oder nicht: Recherche kann Spaß machen. Recherche kann aber gerade dann auch zu einer Falle werden. Wie ein Labyrinth, in dem man sich verläuft.

Deshalb mein Tipp: Vorsicht vor dem Recherche-Labyrinth.

Vor lauter Recherche darf ein Autor schließlich nicht das Schreiben vergessen – aber eben auch nicht andersherum. Ihr müsst ein gutes Mittelmaß finden. Ich bin ein elender Perfektionist und es mag dem einen oder anderen übertrieben erscheinen. (Lektoren oder Verlegern zum Beispiel.) Aber bei mir stimmt jeder genannte Wochentag mit dem Kalender überein. Wenn Mary den Vollmond sieht, dann war in dieser Nacht auch Vollmond. Etc pp. Mir persönlich ist das wichtig. Auch wenn die wenigsten Leser auf solche Details Wert legen werden.

Wegen dieses Hangs zum Über-Recherchieren habe ich so viel mehr Informationen, als ich in der Geschichte verwerten konnte. Vergeblich sind sie dennoch nicht. Wenn ich recherchiere, unterteile ich mein neues Wissen in drei Gruppen:

  • Kann ich vielleicht in einer anderen Geschichte mal verwenden
  • Interessantes Hintergrundwissen für mich
  • Etwas, das ins Buch gehört

Nichts ist für die Katz. Sollte es für Houston Hall eine Fortsetzung geben, habe ich direkt ein Feuerwerk an weiteren tollen Details, die ich verwenden kann. So macht doch Schreiben Spaß. 🙂

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Houston Hall – Schatten der Vergangenheit erscheint am 2.1.2018 bei Feelings.
Taschenbuch, Feelings 
02.01.2018, 598 S.

ISBN: 978-3-426-21656-9

 16,99

Das eBook kostet nur 4,99€. Ich wäre ja fürs Taschenbuch. Das Cover verdient einen Platz im Regal. Was meint ihr?