Keeper startet mit einer vermeintlich harmlosen Prämisse: Ein Paar — Liz, eine Malerin, und ihr Freund Malcolm, ein Arzt — fährt für ein romantisches Jubiläumswochenende in eine abgelegene Waldhütte. Was als idyllischer Rückzugsort beginnt, schaukelt sich schnell zu einer Atmosphäre voller Isolation und Unbehagen hoch. Die Hütte mit ihren dunklen Holzwänden, den schmalen Gängen und der Entfernung zur Zivilisation wirkt von Anfang an wie ein eigenständiger Charakter. Ein Ort, der Geheimnisse verbirgt. Diese klaustrophobische Stimmung ist eine der stärksten Qualitäten des Films, weil sie das Publikum von Beginn an spürt: Etwas stimmt nicht, und man weiß instinktiv. Es wird unheimlich.

Schon in den frühen Szenen erzeugt Perkins durch subtile Andeutungen, flackerndes Licht, seltsame Geräusche und suggestive Kameraeinstellungen ein ständiges Gefühl von Bedrohung. Diese slow burn-Annäherung — ohne hektische Jump-Scares, eher verstörende Andeutungen — funktioniert über weite Strecken und baut mehr Angst durch Erwartung als durch Schock auf. Gerade in dieser Phase zeigt Keeper, wie gutes Horror-Handwerk mit kleinem Budget und wenig Schauspielern Atmosphäre erzeugen kann.

Performance und Figuren — Unsicherheit und Ambiguität

Im Zentrum steht Liz, überzeugend gespielt von Tatiana Maslany. Ihre teilweise verstörte, misstrauische Wahrnehmung dominiert den Film. Maslany überzeugt besonders, wenn sie zwischen Zweifeln, Angst und Verwirrung schwankt. Als Zuschauer teilst du ihre Verunsicherung, ihre Angst, nicht mehr zwischen Realität und Wahn unterscheiden zu können. Diese Unsicherheit ist essenziell. Keeper baut nicht auf plakative Monster, sondern auf psychologische Verstörung.

Die Nebenfiguren — darunter Malcolm und sein seltsamer Cousin — bleiben hingegen relativ eindimensional. Gerade ihre Rolle wird mit der Zeit problematisch, weil ihr Verhalten und ihre Motivation nicht immer klar und nachvollziehbar sind. Dieser Mangel an Tiefe verhindert, dass Figuren wirklich lebendig wirken. Sie bleiben oft Vehikel für Mystery und Horror, nicht echte Menschen mit nachvollziehbaren Beweggründen.

Horror-Momente und finale Offenbarung — Gänsehaut mit Fragezeichen

Wenn Keeper gegen Ende endlich das verspricht, was man als Horror-Fan erwartet, liefert er visuell einige beeindruckende, verstörende Bilder. Dämonische Kreaturen, surreale Visionen, Albtraum-ähnliche Sequenzen. Diese Szenen zeigen, dass Perkins durchaus ein Händchen für beklemmende Bildsprache und unheimliche Stimmung hat. Der Horror funktioniert als momentane Katharsis. Nach langer, geschickter Spannung setzt die finale Eskalation ein.

Doch leider fühlt sich der Plot bis dahin oft wie ein labyrinthisches Puzzle an, dessen Teile sich erst spät (und teilweise sehr abrupt) zusammenfügen. Der große Expositions-Dump in der dritten Aktphase — in dem alles erklärt wird — wirkt unausweichlich und nimmt dem Film einen Teil seines mystischen, traumartigen Charmes. Plötzlich bleiben Fragen offen, andere Antworten erscheinen konstruiert oder überdreht. Was bis dahin subtil war, wird überdeutlich. Das erzeugt weniger nachhaltige Angst als konsternierte Verwunderung. Der Horror verpufft dadurch ein wenig. Was als Albtraum begann, endet als zwar visuelles Spektakel, aber erzählerisch wackelige Auflösung.

Fazit — Stimmungsvoll, aber narrativ unausgegoren

Im Gesamtbild ist Keeper ein ambivalenter Horrorfilm. Auf der einen Seite eine stimmige Atmosphäre, eine fesselnde Hauptdarstellerin, überzeugende Angst-Momente und visuell gelungene Horrorsequenzen. Auf der anderen Seite aber eine schwache narrative Struktur, Figuren ohne Tiefe, ein Ende, das vieles erklärt. Und dabei viel von der mystischen Unsicherheit zerstört, mit der der Film seine Stärke hatte.

Keeper wirkt oft wie ein Zwischenwerk. Eine Idee, die stark beginnt, sich gut aufbaut und dann in einer Mischung aus Kunsthorror und Monster-Showdown endet, ohne ganz zu überzeugen. Für Fans von atmosphärischem, langsamem Horror mit psychologischem Einschlag lohnt sich der Film durchaus. Wer jedoch auf kohärente Story oder nachhaltigen Schrecken hofft, wird vermutlich enttäuscht sein. Keeper ist also kein klarer Hit sondern ein mysteriöses, ambivalentes Erlebnis mit Licht und Schatten.