Während eines Theaterstücks des Rotary Club Borkum wird eine junge Frau ermordet. Was die Zuschauer zunächst für einen Teil der Aufführung halten, ist jedoch tödlicher Ernst – und ein Fall für Kommissar Busboom. Schleunigst macht er sich auf den Weg, um sich die Borkumer Honoratioren vorzuknöpfen. Doch auch für ihn selbst hält seine Lieblingsinsel nicht nur malerische Idylle bereit, sondern auch so manches verminte Terrain . . .

Ocke Aukes – Küstenkenner mit Spürsinn

Ocke Aukes ist ein echtes Nordlicht. Die gebürtige Ostfriesin hat ein sicheres Gespür für Menschen, Atmosphäre und das Besondere an seiner Heimatregion. Mit ihrer Reihe um Kommissar Frocko Busboom hat sie sich als feste Größe im deutschen Regionalkrimi etabliert. Aukes versteht es, das scheinbar Ruhige mit dem Abgründigen zu verweben – ganz ohne aufgesetzten Thrill, dafür mit klarem Blick für das Wesentliche: Menschen, Orte und ihre Geheimnisse. Tod auf Borkum ist der fünfte Fall ihres eigensinnigen, bodenständigen Ermittlers – und ein Krimi, der die Schönheit der Nordsee mit der Dunkelheit menschlicher Motive verbindet. Kennenlernen durfte ich die Autorin während meines Urlaubs auf Borkum, was natürlich hieß: Buch signieren lassen und einen kleinen Plausch halten.

Insel-Nostalgie trifft mörderisches Krimidinner

Tod auf Borkum entführt uns auf die idyllische Nordseeinsel Borkum während eines Theaterabends des Rotary Clubs. Was zunächst wie ein kunstvolles Krimidinner wirkt, entpuppt sich rasch als bitterer Ernst: Eine junge Frau liegt tot auf der Bühne – mitten in der Aufführung. Kommissar Frocko Busboom, ein routinierter Ermittler mit bodenständigem Charme, kehrt zurück auf seine Lieblingsinsel – und mitten hinein in ein Netz aus Prestige, Insidertum und dunklen Geheimnissen. Das Setting ist reich an Lokalkolorit, Borkums Strandpromenade, Vereinsleben und Inseltraditionen werden so plastisch eingefangen, dass man das Salzwasser förmlich riechen kann. Der Krimi liest sich wie eine Postkarte aus dem Urlaub – nur dass sich hinter der Idylle ein undurchsichtiges Beziehungsgeflecht versteckt.

Skurrile Figuren, spitze Dialoge und überraschende Wendungen

Die Stärke des Romans liegt in seinem feinen Gespür für Charaktere. Von den Honoratioren des Rotary Clubs bis hin zu Busbooms Landpolizei-Kollegen – jede Figur trägt zur Atmosphäre bei. Dazu muss ich erwähnen, dass viele der Charaktere wirklich auf Borkum leben. Hier trifft also das wahre Leben auf ein Buch. Besonders erwähnenswert sind die skurrilen Nebenfiguren: ein Rosenkavalier, ein hypochondrischer Hauptmeister, ein verschlossener Theaterleiter. Jeder liefert einen Mosaikstein der offenkundigen Inselschickeria. Die Dialoge sind pointiert, mit trockenem Unterton und lokalem Humor – sie wirken nie aufgeblasen oder bemüht, sondern dienen dem Tempo und der Stimmung. Zwischendrin passieren Wendungen, die aus einer gemütlichen Inselidylle ruckartig in einen ernsten Mordfall führen, und das ganz ohne überzogene Dramatik.

Busboom agiert eher intuitiv denn heroisch: Seine Ermittlungen basieren auf Gesprächen unter Einheimischen, Beobachtungsgabe und persönlichem Gespür. Dass er seine Ehefrau offenbar nicht vermisst, wirkt realistisch – er kehrt zu dem zurück, was er kennt: seine Insel, seine Menschen, die feste Gemeinschaft. So entsteht eine bodenständige Erzählebene, die das Detektivspiel authentisch wirken lässt.

Angenehmer Regionalkrimi – aber mit kleinen Schwächen

Pluspunkte:

  • Das Inselflair ist nahezu greifbar – Strand, Fähren, Vereinsräume, alte Hotels und Theaterbühnen – Borkum wird zur Bühne des Geschehens.
  • Der Einstieg ist mit dem inszenierten Mord clever inszeniert – sofort zeigt sich: Hier ist nichts so, wie es scheint.
  • Figurenzeichnung: Nebencharaktere machen den Krimi lebendig, vermitteln einen überschaubaren, aber tiefen Eindruck vom Insel-Mikrokosmos.
  • Perfekte Urlaubslektüre: kurz (224 Seiten), unterhaltsam, ohne literarischen Hochglanz – ideal für die Strandtasche.

Kritikpunkte:

  • Aufmerksame Leser könnten die Vorhersehbarkeit gewisser Szenen bemängeln – der rote Faden des Mordfalls bleibt zwar spannend, wirkt aber stellenweise kalkuliert.
  • Die Figuren bleiben meist funktional, entwickeln sich kaum – Busboom bleibt liebenswert, aber wenig wandlungsfähig.
  • Für Fans von harten Thrillern könnte das Geschehen zu gemütlich wirken: Hier fehlt es an packender Brutalität oder psychologischer Tiefe.

Fazit – Diese Zielgruppe wird’s lieben

Tod auf Borkum ist kein Krimi für Adrenalin-Junkies, sondern ein feinfühliger Regionalkrimi mit viel Herz für Inselleben. Wer sich in Gesellschaftsstrukturen, rotarischem Networking und friesischer Inselkultur verlieren möchte und dabei einen handwerklich soliden Kriminalplot sucht, ist hier genau richtig. Ein wenig „Polizeiarbeit mit Fischbrötchen“, aber mit genau der richtigen Prise Spannung zum Mitraten.

Für wen ist das Buch geeignet?

  • Borkum-Fans: Urlaubserinnerung inklusive.
  • Genuss-Leser, die keine zu düsteren Plots mögen.
  • Regionalromane-Freunde, die lieber Lokalkolorit als Thriller-Gewalt lesen.

Wen könnte es enttäuschen?

  • Thriller-Fans, die dunkle Psychospiele oder brutale Spannung bevorzugen.
  • Lesende, die tiefschürfende Charakteranalyse erwarten, könnten mit dem Personendesign unzufrieden sein.