Hallo ihr Lieben,

wie ihr vielleicht schon von Facebook wisst, waren wir letzte Woche wieder eine Nacht stationär in der Uniklinik Köln. Eva ist morgens gefallen und dies führte zu Kopfschmerzen. Wir haben allerdings eher damit gerechnet, dass ihre Thrombozyten wieder gesunken sind und sie eine Transfusion braucht. Nicht, dass alles stabil geblieben ist und wir zur Beobachtung da bleiben müssen. So spielt wohl unser Leben gerade. Immer wieder neue Überraschungen. 
Irgendwie… War es wie “nach Hause” kommen. Warum? Das will ich euch jetzt erklären. Die Onkologie Station ist nämlich in diesem Fall etwas ganz besonders.

Die Onkologie Station – Die etwas andere Familie

Mit Tumoren und Krebs ist es so: Man ist immer wieder im selben Krankenhaus. Mit den selben Schwestern, Pflegern und Ärzten. Leider aber auch mit den selben Familien.
Mittwoch wurden wir gegen 15 Uhr auf unser Zimmer gebracht. Die Zimmernachbarin war jemand, den wir schon aus der Tagesklinik kannten. Sie kriegte nämlich ihre Chemo in der Tagesklinik, wenn wir zur Kontrolle da waren. Man kannte sich vom Sehen und das fiel ihrer Mutter und mir sofort auf. Gesichter merkt man sich einfach in dieser Situation. Soviel besser als Namen wohl gemerkt! 

Die Zimmer sind immer noch die selben. Wobei man jetzt endlich die Balkone benutzen kann! Und Fenster öffnen! Das durften wir im Februar/März nicht, wegen den Bauarbeiten. Das war diesmal ein absolutes Plus. Aber mir ist noch etwas aufgefallen. Etwas, was mich persönlich traurig macht. Man sieht immer die selben Menschen. Hier rede ich nicht von Ärzten, Schwestern und Pflegern. Die sieht man natürlich auch. Innerhalb von drei Stunden war allen Schwestern und Pflegern klar, dass wir wieder da sind. Und dementsprechend “gut” hat es sich angefühlt. Denn ich kannte die Gesichter und Namen. Sie kannten mich auch und wussten, was wir durch machen.  

Aber mir geht es eher um die Eltern. Die Eltern, die uns seit Februar begleiten. Vier der fünf Zimmer des Ganges, auf dem sich unser Zimmer befand, war voll mit Eltern und Kindern, die wir bereits seit Monaten kennen.

Da hat man die kleine 5-jährige, die den Krebs eigentlich besiegt hatte. Jetzt hat sie einen neuen Krebs. In einer anderen Region ihres Körpers und muss wieder Chemo machen, leidet an Schmerzen und versucht den Tag irgendwie zu überstehen. Mit ihrer Mutter habe ich mich direkt am ersten Tag auf Station angefreundet. Sie ist eine sehr wichtige Person für mich geworden. Sie versteht mich, so wie es sonst nur mein Mann tut. Wir erleben den selben Horror. Der, der nur das Leben verlängert und von dem wir nicht wissen, wann genau es endet. Es tut gut, so einen Menschen an seiner Seite zu haben. 
Das ist definitiv etwas, was man erst versteht, wenn man in unserer Situation steckt.

Es sind Kinder… Kinder, die besseres verdienen

Dann ist da ein jugendlicher Junge. Seine Chemo ist extrem schwer zu ertragen und eigentlich wurde er sogar an diesem Mittwoch entlassen und durfte nach Hause, um dort seinen Geburtstag am nächsten Tag zu feiern. Das Leben mit Krebs ist nicht einfach. Fünf Stunden später bezieht er erneut sein Zimmer auf Station. Wegen Fieber. Fieber ist für einen gesunden Menschen nichts. Für einen Krebspatienten kann es tödlich enden. Wir haben zusammen Kuchen gegessen und “gefeiert”. Es tat ihm gut auch mal Menschen um sich zu haben, die nicht dauernd fragen “Wie geht es dir?”. Die Antwort lautet bei jedem immer “Es geht mir gut.” und jeder weiß, dass es gelogen ist. 

Direkt neben uns im Zimmer liegt eine 4-jährige aus Bulgarien. Ihre Eltern sprechen kaum Deutsch und gar kein Englisch. Sie war einmal unsere Zimmernachbarin im März. Auch sie ist nun mit einer neuen Art Krebs zurück auf Station. Ihre Eltern sind unglaublich stark. Genau wie die Russen, die wir mittlerweile zu unseren engsten Freunden zählen. Deren Tochter ist erst fünf und hat schon von Anfang Krebs gehabt. Die Ärzte gaben ihnen absolut keine Zeit mit der Kleinen. Sie hat fünf Jahre überlebt und egal wie schlecht es ihr geht: SIE KÄMPFT! 

Wir alle kämpfen!

 

Die alten Baustellen. Die bekannten Gesichter. Die Pfleger und Schwestern, deren Namen man kennt. Das alles ist nun eine

 

 Art Familie geworden. Wir “freuen” uns, wenn wir uns sehen. Nicht aus dem Grund, warum wir da sind. Sondern einfach, weil jemand da ist, den man kennt. Jemand, der mehr oder weniger das gleiche durch macht. Es ist das Wichtigste und gleichzeitig Traurigste, was wir erleben. Es ist eine Umarmung, die man theoretisch gar nicht will, weil man gar nicht in dieser Situation sein will, aber es ist unglaublich wichtig.

Wir Eltern brauchen diesen Zusammenhalt und er schweißt uns für unser gesamtes Leben zusammen. Es ist die Art von Freundschaft, die man nicht mal in der Schule schließt. Ich danke allen, die ich kennen lernen durfte. So schwer unser Weg auch ist, wir sind immer füreinander da. 

Glaubt mir. Jeder auf dieser Station kämpft und wir versuchen alle immer positiv zu sein. Ein kleines Gespräch auf dem Gang hilft ungemein! So etwas habe ich bisher noch nie erlebt. All eure Worte heilen meine Seele, aber diese Menschen, die das selbe durch machen, wissen genau wie ich mich fühle und was ich hören will/kann bzw was sie tun können (eine Umarmung reicht). Es ist eine etwas andere Art der Familie, aber ich liebe jeden einzelnen von ihnen!