
Der neue Film The Running Man (2025) unter der Regie von Edgar Wright nimmt sich eines ambitionierten Vorhabens an: eine moderne Neuinterpretation des gleichnamigen Romans von Stephen King. Dabei kombiniert er rasante Action, dystopische Gesellschaftskritik und ein ikonisches Spielshow-Setting. Im Folgenden werden die wichtigsten Aspekte des Films neutral beleuchtet: seine Handlung und Struktur, Inszenierung und Stil, Stärken sowie Schwächen.
Handlung und Setting
Im Zentrum steht der Protagonist Ben Richards, ein Mann, der in einer von mächtigen Medien-Monopolen geprägten Zukunft versucht, seine Familie vor dem sozialen Abstieg zu retten. Um das nötige Geld aufzutreiben, meldet er sich freiwillig zu einer extremen Spielshow, in der Teilnehmer (die sogenannten „Runner“) von Profijägern gehetzt werden und versuchen müssen, eine bestimmte Zeit zu überleben. Die Show fungiert dabei sowohl als öffentliches Spektakel als auch als Kontrollinstrument der herrschenden Gesellschaftsschicht. Richards wird schnell zum Symbol des Widerstands. Und damit zur Zielscheibe einer manipulativen Medienmaschine.
Die erzählerische Struktur ist grundsätzlich klar. Einführung in die missliche Lage, Teilnahme an der Show, Eskalation und Konfrontation mit dem System. Dabei treibt der Film verschiedene Themen an: Überwachung, Medienmanipulation, Klassenkampf und das Verhältnis von Individuum und Macht. Die Prämisse ist solide: eine bedrohliche Dystopie, in der Leben und Unterhaltung verschmelzen. Mit spürbarem Bezug zur Gegenwart.

Inszenierung und Stilmittel
Edgar Wright bringt seinen typischen Stil. Schnell geschnittene Action, clevere visuelle Gags, popkulturelle Reflexion – in ein größeres Maßstab. Die Kamera- und Schnittführung erzeugt eine dichte Spannung, insbesondere in den Jagdsequenzen. Das Spielshow-Element wird technisch und visuell überzeugend umgesetzt. Überwachungskameras, Drohnen, omnipräsente Bildschirme und ein ständig präsentes Publikum vermitteln ein beklemmendes Gefühl von Fremdbestimmung. Gleichzeitig gibt es Momente, in denen der Film sich selbst bewusst ironisch mit seiner Game-Show-Metaphorik auseinandersetzt.
Auch das Produktionsdesign und die Zukunftsvision wirken durchdacht: Eine Welt, die unserer zwar ähnelt, aber deutlich vom Medienimperium dominiert wird. Musikalisch trifft der Film moderne Beats und klassische Action-Tropen, was das Tempo zusätzlich unterstützt. Die Inszenierung ist insgesamt kraftvoll und auf Unterhaltung ausgelegt, ohne dabei die Themen aus den Augen zu verlieren.

Stärken
Eine der größten Stärken liegt im Spannungsaufbau. Der Zuschauer wird direkt in das Rennen geworfen, erlebt hautnah die Flucht, das Verstecken und die Verfolgung. Das sorgt für ein mitreißendes Erlebnis. Die Charaktere sind grundsätzlich gut besetzt: Der Hauptdarsteller zeigt sich als glaubwürdiger Everyman, wodurch die emotionalen Momente funktionieren.
Auch die thematische Verankerung im Medien- und Überwachungskapitalismus verleiht dem Film Tiefe. Die Spielshow wird zur Metapher für unsere heutige Konsum- und Unterhaltungswelt, in der Zuschauer zu Komplizen werden und Macht oft unsichtbar wirkt. Die Ambition, einen Blockbuster mit Substanz zu schaffen, ist spürbar.
Darüber hinaus gelingt es dem Film, humorvolle und selbstreflexive Momente einzubauen, ohne die Ernsthaftigkeit völlig aufzugeben – ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Unterhaltung und Reflexion.

Schwächen
Gleichzeitig weist der Film auch einige Schwächen auf. Zum einen wirkt die Fülle an Figuren, Schauplätzen und Handlungssträngen in der zweiten Hälfte etwas überladen. Manche Charaktere treten nur kurz auf, ohne wirklich Tiefe zu bekommen, wodurch ihre Motivation teilweise blass bleibt. Das Tempo ist zwar ein Stilmittel, führt aber stellenweise dazu, dass weniger Raum für Reflexion bleibt. Obwohl das Thema Überwachung und Medienmacht viel Gewicht hat, wird es manchmal eher im Hintergrund behandelt als tief ausformuliert.
Weiterhin ist die Originalität gegenüber früheren Versionen oder ähnlichen Genrebeiträgen nicht immer optimal. Wer bereits dystopische Action-Thriller gesehen hat, mag gewisse Muster erkennen. Vereinzelt wirkt der Showdown etwas vorhersehbar oder im Umfang übertrieben. Schließlich könnte die Gratwanderung zwischen Action-Spektakel und Gesellschaftskritik dazu führen, dass weder das eine noch das andere vollständig befriedigt.

Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen: „The Running Man“ ist ein unterhaltsamer und ambitionierter Action-Thriller, der mit kraftvollen Bildern, einem spannenden Konzept und relevanten Themen überzeugt. Die Inszenierung ist professionell und unterhaltsam, die Idee interessant und modern umgesetzt. Wer sich auf eine medienkritische Blockbuster-Erfahrung einlassen möchte, bekommt hier ein großes Paket geliefert. Gleichzeitig sollte man bedenken: In der Ausarbeitung wirkt der Film nicht durchweg ausgefeilt – insbesondere die Entwicklung der Nebenfiguren und die thematische Tiefe haben Luft nach oben.
Insgesamt eine empfehlenswerte Popcorn-Erfahrung mit Anspruch – nicht perfekt, aber sehenswert.