Willow ist eine Hexe – das ist jedoch nichts Ungewöhnliches in dem kleinen Städtchen Pleasant Grove, in dem es vor Magiebegabten nur so wimmelt. Trotzdem spürt sie, dass das einsame Leben hier für sie nicht alles ist. Zwar liebt sie die Arbeit in dem kleinen Café ihrer Schwester, doch für immer sieht sie sich dort nicht.

Als ihr ein sprechender schwarzer Kater über den Weg läuft, der ihr mitteilt, ein verfluchter Dämon zu sein und sie um ihre Hilfe bittet, wittert Willow ihre Chance, mehr Pepp in ihren Alltag zu bringen. Mithilfe von Mondschein, Kräutern und dem richtigen Zauberspruch kann sie Damien wieder in seine menschliche Gestalt verwandeln – und kann ihren Augen nicht trauen, was für ein ansehnliches Exemplar eines Mannes da vor ihr steht.

Kann Willow ihm und seiner Anziehungskraft widerstehen, immerhin ist er doch ein Dämon?

Und wieso und von wem wurde Damien überhaupt erst verwandelt?

Erstes Kapitel, große Versprechen – später Ratlosigkeit

Als ich Spookily Yours begann, war ich optimistisch. Das Cover verspricht schaurig-romantische Magie, ein süßes Hexenszenario und einen Hauch Übernatürliches. Doch schon bald wurde deutlich, dass diese Versprechen kaum eingelöst werden. Der Einstieg wirkt flach, als würde man durch lauwarmes Wasser waten. Die Protagonistin Willow wirkt zunächst sympathisch, doch ihre Entwicklung bleibt oberflächlich und ihr innerer Konflikt wird kaum nachvollziehbar aufgebaut. Die Welt von Pleasant Grove – mit all ihren magischen Elementen – bleibt skizzenhaft und wirkt eher wie ein dekorativer Hintergrund denn eine lebendige Bühne.

Bereits früh stieß ich auf Logiklöche. Wie kann ein verfluchter Dämon in Katzenform existieren, ohne dass es größere Konflikte mit der Dorfgemeinschaft gibt? Warum reagiert kaum jemand auf die offenkundige Hexerei? All das wird mit kaum erklärender Tiefe abgetan. Statt Spannung oder Atmosphäre wächst Frust über die fehlende Konsequenz und das ständige Übergehen von Konflikten. Es entsteht der Eindruck, die Handlung sei eher ein Ritual auslichter Szenen, als ein kohärentes Ganzes.

Die Beziehung Willow & Damien – zu schnell, zu forciert

Der zentrale Konflikt – die Liebesentwicklung zwischen Willow und dem Dämon Damien – ist das Herzstück des Romans. Leider wirkt diese Liebesgeschichte mehr wie ein skriptbasierter Plot als eine natürliche Bindung. Die Autorin greift zu klassischen Tropen wie „fated mates“ und “Insta-Liebe“, doch sie erschafft kaum nachvollziehbare Bindung oder greifbare Spannung. Willow und Damien „fallen übereinander her“, bevor wir sie überhaupt wirklich kennen. Ihre Chemie bleibt zu oft oberflächlich, ihre Gefühle wirken wie Abkürzungen und nicht wie authentisch gewachsene Zuneigung.

Vor allem in der zweiten Hälfte leidet der Roman unter einem Übermaß an erotischen Szenen, die häufig den Eindruck erwecken, sie seien eingefügt worden, um „Spice“ zu liefern. Statt echten emotionalen Tiefgang zu erzeugen. Situationen, in denen Dialoge oder innere Reflexionen nötig wären, werden stattdessen mit körperlicher Intensität überdeckt. Damit verliert die Beziehung jede glaubwürdige Entwicklung und die Charaktere erscheinen eher als Projektionsflächen denn als lebendige Personen.

Auf zum nächsten Schwachpunkt der ganzen Geschichte. Damiens Besitzgier und dominante Züge werden kaum kritisch hinterfragt, sondern mehr oder weniger unreflektiert akzeptiert. Dieser Aspekt hätte Potenzial gehabt, um Konflikte oder Dynamik zu erzeugen, doch er bleibt weitgehend unverarbeitet und wirkt eher problematisch als spannend.

Struktur, Stil und ungenutztes Potenzial

Neben den inhaltlichen Schwächen ärgert vor allem die mangelhafte Struktur des Romans. Die Handlung hopst. Mal erlebt man eine Szene mit magischem Ritual, dann plötzlich erotisches Auf und Ab, dann ein kurzer Ausflug in Familienprobleme. Ohne, dass ein roter Faden klar erkennbar wäre. Die Subplots, etwa um Willows Schwester Luna, wirken oft wie lose angedachte Ergänzungen, die weder konsequent weiterverfolgt noch befriedigend abgeschlossen werden. Man hat das Gefühl, die Autorin habe zu viele Ideen, könne sich aber nicht entscheiden, welche sie wirklich ausführt.

Der Stil ist zwar flüssig, doch häufig vorhersehbar und klischeebehaftet. Umschreibungen wie „sein heißer Blick durchdrang mein Herz“ oder „der Schatten legte sich wie Samt über uns“ wiederholen sich und wirken abgenutzt. Sprachlich bleibt wenig hängen, es fehlt ein eigenes Profil, eine Stimme, die über das Genre hinaus Sichtbares bietet. Szenen, in denen Konflikte hätten vertieft werden können, werden mit Standardformulierungen abgefertigt.

Auch die Spannungsführung lässt zu wünschen übrig: Nach einem durchaus passablen Mittelteil driftet der Fluss oft ins Beliebige ab. Große Wendungen erscheinen vorhersehbar oder werden hastig eingeführt und wieder beendet, bevor sie wirken können. Die wenigen Momente, in denen sich stärkeres Konfliktpotenzial andeutet, werden kaum ausgebaut. Alles wirkt wie ein sanftes Dahingleiten statt einer mitreißenden Fahrt.

Bewertung und abschließende Gedanken

In Spookily Yours steckt zweifellos ein reizvolles Konzept. Eine Hexe, ein Dämon, eine kleine Stadt voller Geheimnisse. Aber das Konzept bleibt zu oft reine Fassade. Statt dessen bekommt man ein Werk mit schwacher Charakterzeichnung, sprunghafter Handlung, einer übertriebenen Fixierung auf Erotik und einer fehlenden inneren Logik, die man bei so einem Genre eigentlich erwartet.

Man kann das Buch durchaus lesen. Als seichte, kurzweilige Halloween-Lektüre, für flüchtige Vibes ohne viel Anspruch. Doch wer Tiefe, starke Konflikte, nachvollziehbare Charaktere oder eine dichte Magie-Atmosphäre sucht, wird enttäuscht sein. Ich hatte mir erhofft, mich in eine mystische, stimmungsvolle Welt entführen zu lassen. Statt dessen fühlte ich mich eher als belangloser Beobachter einer halbfertigen Romantikgeschichte und habe es aus genau diesem Grund abgebrochen.

Daher vergebe ich 1,5 von 5 Sternen. Wer mit allzu süßlicher Dark-Romance liebäugelt, mag in „Spookily Yours“ noch ein paar unterhaltsame Momente finden. Für mich bleibt der Eindruck eines unausgegorenes Werkes, das bei weitem sein Potential verpasst hat.