Hallo ihr Lieben,
weiter geht es mit Teil 2 von Alexis Snow und ihren Drachen. Viel Spaß
Wie endet die Nacht mit Drachenblut
Wir bezahlen, dann gehen wir die Treppe im hinteren Bereich runter. Ich sortiere die Kugeln und breite alles vor, dann schaue ich zu Anna. „Du darfst gerne anfangen.“
Ich greife zum Queue und überlege, wie ich mich möglichst bedeckt über den Tisch lehnen kann, um anzustoßen. Mit mehr Glück als Verstand funktioniert das auch und alles bleibt wo es sein sollte, während die Kugeln sich verteilen. Ich grinse und schaue Lea an. „Gar nicht so einfach in diesem Outfit.“
Unsere beiden Blicke folgten den sich zerstreuenden Kugeln, bis Anna eine der vollen Kugeln versenkt. Laut jubelnd freuen wir uns darüber. Anerkennend hebe ich meine Augenbraue. Jedoch kann ich mir ein Grinsen nicht unterdrücken, als sie an der nächsten Kugel kläglich versagt. Obwohl das wohl eher daran lag, dass ihr Nachthemd etwas zu weit hochgerutscht ist.
„War vielleicht keine so gute Idee, das mit dem Billiard“, gebe ich zerknirscht zu, doch Anna zuckt nur mit den Schultern. Ich nehme ihr den Queue ab und versuche selbst eine Kugel zu treffen. Mein Glück wird von der Bande verhindert und so bleibt mir ein Versenken der Kugel versagt.
Gerade als wir tauschen, bemerkte ich einen Schatten in der Tür. Meine Nackenhaare stellen sich auf und eine Unruhe breitet sich in mir aus. Vielleicht bin ich paranoid, doch mein Instinkt rät mir, vorsichtig zu sein. „Entschuldige mich kurz.“
Anna mustert mich fragend. „Ist alles okay?“
Probleme fangen an
Wie soll ich ihr die Situation erklären? „Ich … ja“
Alles in mir schreit danach, diesem unwohlen Gefühl nachzugehen, weswegen ich mich kaum auf Anna konzentrieren kann. Sie scheint das zu bemerken und mustert mich irritiert. „Klingt aber nicht so, Lea.“
Ihre Antwort kommt kaum bei mir an. Viel zu mehr frage ich mich, ob ich vielleicht übertreibe. Doch wenn ich nicht nachsehe, werde ich keine Ruhe finden. Also trete ich in den Flur. Dort schrecke ich zusammen, als ich eine magere, blasse Gestalt entdecke. Der Leere vom Bahnsteig … Er greift nach meinem Handgelenk. Mein Herzschlag beschleunigt sich und pumpt Adrenalin durch meine Adern. Mit einem gezielten Griff befreie ich mich. Dabei stolpere ich zurück in den Raum, in dem Anna uns verwirrt mustert.
Automatisch taste ich nach der Energie in meinem Inneren. Mein Element reagiert sofort und tanzt heiß durch meine Adern, ohne mich zu verbrennten. Aus diesem Gefühl schöpfe ich Kraft. Ich beschwöre eine kleine Feuerkugel, in der Hoffnung, dass sie den Leeren abschreckt. Dieser rückt jedoch kontinuierlich näher.
„Bleib stehen“, rufe ich, während sich Angst mit Adrenalin mischt. Ich möchte ihn nicht verletzten oder töten. Außerdem drängt sich das Restaurant, in dem ich stehe, mit einem Schlag zurück in mein Gedächtnis. Beinahe bildlich sehe ich die Ruinen des niedergebrannten Restaurants vor mir und kann das verbrannte Fleisch riechen. Das darf nicht geschehen. Die kleine Flamme, die auf meinen Knöcheln züngelt, lasse ich sterben.
Mit einigen gezielten Tritten und Schlägen sorge ich dafür, dass Anna und ich an dem Leeren vorbeikommen. Dann greife ich ihr Handgelenk und zerre sie hinter mir her. Hauptsache weg hier.
„Was ist hier los, Lea?“ Panik ist deutlich in Annas Stimme zu erkennen, doch ich antworte ihr nicht. Dafür ist einfach keine Zeit, denn sie in Sicherheit zu bringen ist wichtiger. Da sie ständig an ihrem viel zu kurzen Kleid ziehen muss, kommen wir nicht so schnell voran, wie ich es gerne hätte, sodass der Leere uns an der soeben einfahrenden Bahn einholt.
Für einen kurzen Moment sind wir in der vollen Bahn sicher. Trotzdem greife ich nach meinem Handy und wähle Nicks Nummer. Er ist nicht nur der Anführer meiner Einheit, sondern auch noch mein Freund.
Trefft Nick
„Hallo, meine Schöne“, meldet er sich, und Schmetterlinge stoben in meinem Bauch, dominieren für eine Sekunde meine Gedanken.
Ich zwinge mich, mich zu fokussieren. Auch wenn mir die Situation nicht unbekannt ist und ich schon gegen einige Leere hab kämpfen müssen, muss ich mich konzentrieren. Alleine um meine ahnungslose Begleitung zu schützen. „Nick, Anna und ich werden von einem Leeren verfolgt.“
„Wo seid ihr?“ Sein vorher verträumter Ton wird ernst und er wechselt automatisch in den Anführermodus.
„In der Bahn in Richtung Hansaring.“
Er schweigt einen Moment. „Gut, steig dort aus und geh ins Katzenkaffee. Simon ist mit Estelle dort. Er wird dir helfen, den Leeren auszuschalten.“
Das bestätige ich ihm, dann legen wir auf. Kurz darauf steigen wir aus.
„Tut mir leid, dass ich dir die Situation nicht wirklich erklären kann. Wir müssen uns nur beeilen. Ein Freund von mir ist in der Nähe und er wird uns helfen. War nicht geplant, dass der Abend so eine Wendung nimmt.“
Annas Mimik zeigt mir, dass sie verstimmt ist, was ich ihr nicht verübele. Doch ich kann nichts für meine Regeln, die mich den Rat noch immer verabscheuen lassen. Klar, sie machen das nur, weil sie uns schützen möchten, aber es ändert nichts daran, dass es mich ärgert.
Ich greife erneut nach Annas Handgelenk und ziehe sie hinter mir her. Wir haben keine Zeit zu verlieren und ich darf nicht riskieren, dass der Leere uns erneut einholt. Die Konsequenzen dessen sind mir unbekannt.
In einer Seitenstraße bekommt der Leere Annas Handgelenk zu fassen und stoppt unsere Flucht damit abrupt. Ich stolpere. Bevor ich reagieren und mich fangen kann, zieht er meine Begleitung an sich und hält ihr ein Messer an den Hals. Angst durchflutet mich. Sofort verbinde ich mich mit meinem Element, das heiß durch meine Adern rauscht. Doch in halte es zurück, forme keine Flamme, weil ich Anna mit meinem Feuer verletzten könnte.
„Du bleibst still und hörst mir jetzt genau zu …“ Dann legen sich zwei Hände an seine Stirn und unterbrechen seinen Redefluss. Danach bricht er zusammen.
Hinter ihm steht Simon und hat seine Augen geschlossen. Als er seine Lider hebt, schimmern sie kurz milchig. Noch immer gruselt mich sein Geistelement und dessen unsichtbare Magie. Erleichterung durchflutet mich und beginnt das Adrenalin in meinem Körper abzuschwächen. Mein Herzschlag reguliert sich allmählich. Ich atme kurz tief durch, dann sehe ich mich um. Dabei bemerke ich, dass wir das Katzenkaffee bereits erreicht haben.
Ein Lächeln schleicht sich auf meine Züge, dann umarme ich Simon voller Freude. „Genau rechtzeitig.“
Er grinst breit, dann wendet er sich Anna zu. Wehmütig mustert er sie, bevor er ihr ebenfalls eine Hand an die Stirn legt. Dann schließt er seine Augen. „Es tut mir leid, aber du musst leider alles vergessen, was heute geschehen ist. Du wirst dich auch nicht mehr an Lea erinnern.“
Elemente überall und dann…
Noch immer verwundert es mich, dass man nicht bemerkt, wie Simon sein Element benutzt. Sein Gesicht ist regungslos. Als Elementare und dazu noch durch die Einheit mit ihm verbunden, nehme ich eine leichte Schwingung war. Ich kann mir den Wortfluss, der in seinen Gedanken tobt, beinahe vorstellen. Wie er ihre Erinnerungen bändigt, um sich dann die herauszupicken, in denen ich vorkomme. Wie er sie der Unendlichkeit überlässt.
Als er Anna loslässt, wirkt ihr Blick glasig, die Pupillen rund. Orientierungslos blickt sie sich um, dann muss ich mitansehen, wie sie sich von uns abwendet und ihre unsicheren Schritte von mir fortführen. Mein Herz schreit danach, nach ihrem Handgelenk zu greifen. Als würde ich sie erneut schützen müssen. Doch wovor? Sie ist jetzt sicher. Sich nicht an mich zu erinnern ist die bessere Alternative für sie.
Ich atme tief durch, lasse die kühle Luft meine Lungen füllen. Dann wende ich mich von Anna ab und gehe mit Simon ins Kaffee. Estelle wartet dort bereits auf uns.