• Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
  • Verlag: Harper (14. Juli 2015)
  • Sprache: Englisch
  • ISBN-10: 0062409859
  • ISBN-13: 978-0062409850

Preis Hardcover: 18,99€








“Every man’s island, Jean Louise, every man’s watchman, is his conscience.”

Was passiert, wenn wir erwachsen werden? Wir stellen fest, dass unsere Kindheitshelden eventuell doch nicht so perfekt sind, wie wir dachten. Wir werfen einen zweiten Blick auf sie und stellen die ganzen Facetten fest, die ihre Persönlichkeit beinhaltet. Genau das passiert in diesem Buch mit Atticus Finch, den einige vielleicht aus “To kill a mockingbird” kennen, denn Jean Louise hat ihre eigenen, kindlichen Ansichten von ihrem Vater und stellt nun immer und immer wieder fest, dass er doch gar nicht so perfekt ist. Für die ältere Generation unter uns heißt das wohl oder übel: Wir müssen uns Atticus von einer anderen Seiten ansehen. 

To kill a mockingbird wurde in der ersten Person geschrieben, in der von Jean Louise, damals genannt “Scout”, während Go Set a Watchman in der dritten Perspektive geschrieben wird. Wir bleiben aber doch meistens bei der Geschichte von Scout und sehen ihre eigenen Welt nun mit den Augen einer Erwachsenen Person. 

Die 1950er Jahre in Alabama waren sehr rau für die meisten dort wohnenden Menschen. Alles war mehr oder weniger schwarz-weiß. Man trank oder man trank nicht. Man kleidete sich anständig oder man kleidete sich nicht so, wie es der Ort will. Hinzu kommt eine große Portion Rassismus und das hat mich hier wohl am meisten geschockt. Die Art und Wiese wie Harper Lee ihre Ansichten in Sachen Rassismus in dieses Buch einbringt, ist weniger versteckt. Harper Lee hat die Ansichten der damaligen Zeiten nie verstanden und war damit nie einverstanden, so ist es auch mit Scout. 

“For thus hath the Lord said unto me,

Go, set a watchman, let him declare what he seeth.”

Wo wir gerade beim Thema Rassismus sind. Hier ändert sich Atticus wie wir ihn kennen. Genau das ist es, was viele Menschen, die To Kill a Mockingbird gelesen haben, abschreckt. Dieser extreme Wandel von Scout’s liebenvollem Vater zu dem rassistischen Menschen, den er hier darstellt. Es ist eine Wendung die Liebhaber des ersten Teils sicher nicht sehen wollen, aber wir Buchliebhaber sollten mittlerweile wissen, dass Autoren gut und gerne in der Lage sind, unsere Welt mit nur einer Kleinigkeit zu verändern. Harper Lee schafft das hier definitiv. Sie verändert nicht nur Atticus sondern auch die kleine, süße Scout, die ja nun Jean Louise ist. Sie ist erwachsen geworden. Hat ihre eigenen Ansichten und ist ganz und gar die Frau geworden, die ich mir erhofft habe.

Why doesn’t their flesh creep? How can they devoutly believe everything they hear in church and then say the things they do and listen to the things they hear without throwing up? I thought I was a Christian but I’m not. I’m something else and I don’t know what.”

Man merkt diesem Buch richtig an, dass es ein Klassiker ist. So wird es überall eingestuft, was ich absolut verstehen kann. Es mag zwar erst ganz frisch auf dem Markt sein, aber Harper Lee hat ihren Schreibstil nicht dem Neumodischen angepasst. Ihre Ausdrucksweise ist noch genauso wie es in Mockingbird war und genau das liebe ich. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich von meinem locker, flockigem Young Adult Buch auf dieses hier eingestellt hatte, aber Scout, Hank und alle anderen wunderbaren Charaktere machen das wieder wett. 

Ich kann es jedem, der Mockingbird bereits kennt, nur empfehlen dieses Buch zu lesen. Für diejenigen, die Mockingbird nicht kennen ist es aber ebenso gut geeignet. Man muss den Vorgänger nicht kennen, um dieses Buch zu verstehen. Es gibt immer wieder genügend Rückblicke und man versteht es auch so. Allerdings kann ich euch nicht sagen, wann eine deutsche Version erscheinen wird. Da müsst ihr euch überraschen lassen.

“Prejudice, a dirty word, and faith, a clean one, have something in common: they both begin where reason ends.” 


Go set a Watchman ist definitiv ein Buch, das schockt. Man erkennt, dass es vor vielen Jahren angefangen wurde. Immerhin kam der Vorgänger vor 55 Jahren raus, aber genau das macht es für mich spannend. So schmutzig, rassistisch und engstirnig diese Zeit auch gewesen sein mag, es ist wichtig, dass wir heute darüber lesen. Ob nun in Geschichtsbüchern oder in moderner Literatur ist mir dabei egal. Wobei es mit diesem Buch eindeutig mehr Spaß macht, als mit einem stickigen Geschichtsbuch.