Hallo ihr Lieben,

na, hab ich euch nicht gesagt, dass Kai Meyer dieses Jahr noch mehrmals auf meinem Blog vertreten sein wird? Warum auch nicht? Er ist einer der besten deutschen Autoren unserer Zeit. Wir ihr wisst, durfte ich den Bestseller Autor dieses Jahr bereits zwei Mal treffen und netterweise hat er mir dann angeboten ihm 5 Fragen stellen zu dürfen. Ja, NUR 5!!!! Das war wirklich nicht einfach. Welche Fragen stellt man einem Mann, der bereits 56 Bücher veröffentlich hat, seit über 20 Jahren Bücher schreibt und mit Sicherheit mehr als 100 Interviews gegeben hat? Welche Fragen wurde ihm noch nicht oder nur selten gestellt? Ich habe darauf keine wirkliche Antwort und hoffe einfach mal, dass meine fünf ausgewählten Fragen euch zufrieden stellen. Wenn ich in einem Jahr auf dieses Interview zurück blicke, kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich die falschen Fragen gewählt habe und bis dahin einige, bessere Ideen hatte. Ist das nicht immer so? 



Wie würdest du dich selber in 5 Wörtern (oder in 2 Sätzen) beschreiben?

Hat sich noch nie gelangweilt.

Es ist ja mittlerweile “in” mit anderen Autoren ein Buch zu schreiben. George R.R. Martin hat das gerade mit “Wild Cards” vorgemacht. Wärst du an so einer Zusammenarbeit interessiert und wenn ja, mit wem?

Ich habe in den Neunzigern mal eine Reihe von Nibelungen-Romanen initiiert, an der unter anderem Bernhard Hennen und Jörg Kastner mitgeschrieben haben. Es gab noch ein paar Zusagen mehr, aber die Autoren sind dann abgesprungen oder lieferten aus anderen Gründen nichts, so dass ich zu guter Letzt statt des geplanten einzelnen Romans vier schreiben musste, drei in der Erstausgabe unter dem Pseudonym Alexander Nix. Das war mir eine Lehre, so etwas nicht noch mal zu versuchen.
Meine vier Bände sind heute als Sammelband „Nibelungengold“ erhältlich. Der einzige, den ich von Anfang an schreiben wollte, war „Der Rabengott“, dann kam noch „Das Drachenlied“ dazu. Die beiden anderen, vor allem „Die Hexenkönigin“, waren Notlösungen, als ich einspringen musste, damit die Reihe nicht gefährdet wird.

Gibt es ein peinliches oder besonders spannendes Ereignis in deiner Karriere, dass du nie vergessen wirst?

Als mein zweites Buch „Schweigenetz“ erschien, wollte ich es ganz naiv an den Regisseur Dominik Graf schicken, mit der Frage, ob er es sich nicht als Film vorstellen könne. Ich bin seit den Achtzigern großer Fan von ihm. Das Buch habe ich dann damals doch nicht geschickt, weil das ja doch sehr unprofessionell gewesen wäre. Und dann, knapp zehn Jahre später, rief er aus heiterem Himmel bei mir an und wollte meinen Roman „Das Gelübde“ verfilmen. Was er dann auch getan hat, und trotz aller Änderungen liebe ich den Film sehr. Das war schon ein toller Moment, dieser erste Kontakt mit jemandem, vor dem ich viel zu großen Respekt hatte, um ihn von mir aus anzusprechen. Später hat er übrigens ein tolles Vorwort zur Sammlerausgabe von „Das zweite Gesicht“ geschrieben.

Es gibt ja grundsätzlich böse Charaktere in Büchern. Wie stehst du deinen Bösewichten gegenüber? Sind sie nur Mittel zum Zweck oder magst du sie doch irgendwie und macht es Spaß, diese böse Seite auf dem Papier auszuleben?


Ich arbeite in der Regel fast ausschließlich mit Grautönen, dieses pure Gut und Böse gibt es bei mir – zumindest in den letzten zehn, fünfzehn Jahren – nur sehr selten. Die Antagonisten müssen eigene, nachvollziehbare Motivationen haben, meist sehen sie sich selbst im Recht. Deshalb macht es mir auch gar keinen besonderen Spaß, sie „Böses“ tun zu lassen; tatsächlich arbeite ich viel lieber an ihren positiven Aspekten. Zumindest aus ihrer Sicht sollten sie positiv sein.

Da wäre noch eine Sache… Würdest du eine Wolke Metapherngas einatmen und uns dann verabschieden?

Ich habe mittlerweile eine ziemliche Schere im Kopf, was schlechte Metaphern angeht. Wenn ich auch nur leise Zweifel an einer habe, streiche ich sie rigoros aus dem Manuskript. Deshalb kann ich auch gar keine mal eben so aus dem Ärmel schütteln. Aber Neil Gaiman und Kim Newman haben mal ein Buch herausgegeben mit den schlechtesten Zitaten aus Fantasy- und Science-Fiction-Romanen, „Ghastly Beyond Belief“. Führt man sich davon ein paar Seiten am Stück zu Gemüte, ist die Wirkung mit einer geballten Dosis Metapherngas durchaus vergleichbar.


So, das waren meine fünf Fragen. Leider habe ich auch keine Ahnung mit welcher Metapher ich euch nun verabschieden könnte und lasse es einfach mal bleiben. Wenn ein Autor wie Kai Meyer dazu eine Schere im Kopf hat, habe ich das als Laie so oder so. Ich bedanke mich recht herzlich bei Kai, dass er sich die Zeit genommen hat, diese Fragen zu beantworten und zähle nun die Tage bis der zweite Teil von “Die Seiten der Welt” raus kommt. Dann sehen wir uns bestimmt wieder auf einer Lesung, Signierstunde oder auf der Frankfurter Buchmesse. Aber nun seid ihr gefragt liebe Leser: Welche Frage würdet ihr Kai Meyer stellen, wenn ihr die Chance dazu hättet?