
Die lit.COLOGNE-Spezialveranstaltung zu Simon Becketts neuem Thriller Knochenkälte verwandelte den Saal in ein spannungsgeladenes Bühnenereignis. Der britische Bestsellerautor, bekannt für seine Reihe um den forensischen Anthropologen Dr. David Hunter, war persönlich anwesend. Und las den Prolog seines neuen Romans in englischer Sprache. Bereits diese ersten Minuten erzeugten eine dichte Atmosphäre: Becketts ruhige, fast sachliche Stimme kontrastierte mit dem düsteren Inhalt des Textes. Der Auftakt, in dem ein rätselhafter Fund im Schnee geschildert wird, ließ die Zuhörer spüren, dass sie sich auf eine Geschichte voller Kälte, Einsamkeit und innerer Spannung einlassen würden.

Zwei Stimmen, ein Frost – Simon Beckett und Gerd Köster auf einer Bühne
Nach dem Prolog übernahm der Kölner Schauspieler und Musiker Gerd Köster die deutsche Interpretation des Textes. Mit seiner markanten Stimme verlieh er den Worten zusätzliche Tiefe und Dramatik. Besonders die Beschreibungen der winterlichen Landschaft, die von drohender Stille und unsichtbarer Gefahr durchzogen sind, bekamen in seiner Lesung fast filmische Qualität. Man konnte den Schnee knirschen hören, das Eis fühlen, das unter den Schritten der Figuren bricht – ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Lesung und Vortrag verschmelzen können. Gewisser Witz, während eines Sturms kam ebenfalls auf.
Simon Beckett selbst zeigte sich dabei zurückhaltend, fast bescheiden, doch jede seiner Antworten in den Gesprächspassagen verriet ein tiefes Verständnis für die Mechanik des Thrillers. Der Autor erklärte, dass Knochenkälte bewusst mit dem Motiv der Isolation spielt. Nicht nur geografisch, sondern auch seelisch. „Ich wollte, dass die Kälte mehr ist als nur Wetter“, sagte Beckett. „Sie soll ein Zustand sein.“
Zwischen Wetter, Struktur und der Anatomie des Schreckens
Im Gespräch ging es um die Entstehung des Romans, auf den wir ja nun doch schon 6 Jahre gewartet haben. Beckett erläuterte, dass das extreme Wetter nicht nur eine Kulisse bildet, sondern die Figuren zwingt, an ihre Grenzen zu gehen. Die Kälte, das Unwetter wirkt als Katalysator. Sie macht Menschen verletzlich, konfrontiert sie mit ihren Instinkten. Und mit ihren Geheimnissen.

Moderatorin und Publikum fragten nach dem Verhältnis zwischen forensischer Realität und erzählerischer Freiheit. Beckett erklärte, dass er seit Jahren eng mit Experten zusammenarbeitet, um wissenschaftliche Details glaubwürdig darzustellen, aber zugleich immer Raum für Psychologie und Spannung lässt. Die Kunst liege darin, beides auszubalancieren. Wissenschaftliche Präzision und emotionale Tiefe.
Gerd Köster las zwischendurch weitere Passagen und brachte die unterschiedlichen Stimmen und Perspektiven zum Leben. Von der rationalen Stimme des Ermittlers bis zur inneren Angst, die zwischen den Zeilen mitschwingt. Dadurch wurde deutlich, dass Knochenkälte mehr ist als ein Thriller. Es ist eine Erzählung über Schuld, Erkenntnis und das menschliche Bedürfnis nach Kontrolle in einer Welt, die sich dem Verstehen entzieht.
Zum Abschluss betonte Beckett, dass der Roman zwar Teil der David-Hunter-Reihe sei, aber auch unabhängig lesbar. Er wolle mit jedem Band neue emotionale und thematische Räume öffnen. Diesmal eben die eisige Einsamkeit der Natur. Das Publikum dankte mit langem Applaus und vielen Fragen. Besonders beeindruckend blieb die ruhige Präsenz des Autors, der nie den Thrill über das Menschliche stellte, sondern beides miteinander verwob.