
Ghost of Yōtei ist keine einfache Fortsetzung. Es ist eine Ambition, eine Erweiterung dessen, was Ghost of Tsushima bereits etabliert hatte, hin zu einem intensiveren, persönlicheren Erlebnis. Die Entwickler von Sucker Punch haben mit Yōtei ein Open-World-Action-Adventure geschaffen, das den Spagat zwischen Erkundung und emotionaler Geschichte sucht.
Man übernimmt die Rolle von Atsu, einer wandernden Söldnerin, deren Familie von der mysteriösen Gruppierung der Yōtei Six brutal ermordet wurde, als sie noch ein Kind war. Jahre später kehrt sie zurück, um Rache zu üben — doch der Weg zur Vergeltung ist mit Konflikten, Selbstzweifeln und moralischem Gewicht gepflastert.
Die Spielwelt erstreckt sich über das Gebiet rund um den Berg Yōtei im Norden Japans (das historische Ezo, heute Hokkaidō), in einer Zeit des Umbruchs. Sucker Punch nutzt hier dynamisches Wetter, Nordlichter, dichte Vegetation und spektakuläre Landschaften, um eine dichte Atmosphäre zu erzeugen, die oft den Atem raubt.
Visuell und akustisch gehört Yōtei zu den besten Titeln auf der PlayStation 5. Ray Tracing, subtile Licht- und Schatteneffekte, fließende Animationen und eine stimmungsvolle Musikuntermalung erzeugen zusammen ein intensives Erlebnis.

Gameplay, Kampf und Mechanik
Das Herzstück von Ghost of Yōtei ist sein Kampfsystem und wie man es mit der Open World verbindet. Die Kämpfe sind fordernd, präzise und belohnen Timing, Anpassungsfähigkeit und Aufmerksamkeit.
Waffensystem & Komplexität
Atsu verfügt über ein Arsenal an Waffen. Darunter Katana, Doppelklingen, Kusarigama, Ōdachi und Yari. Jede Waffe hat ihr spezifisches Einsatzfeld. Die Kusarigama etwa ist hervorragend gegen Gegner mit Schilden, während die Ōdachi großen Schaden verursacht bei schwer gepanzerten Gegnern. Man wechselt fließend zwischen ihnen, reagiert auf gegnerische Taktiken und nutzt geschickt das passende Werkzeug im richtigen Moment.
Parieren, Ausweichen, Gegenschläge — all das spielt eine große Rolle. In Bosskämpfen gegen Mitglieder der Yōtei Six muss man oft reagieren, die richtige Waffe wählen oder ausweichen, wenn ein Angriff droht. Diese Kämpfe erfordern Geduld und Konzentration.

Der Guiding Wind kehrt zurück. Anstelle eines überfüllten Mini-Maps folgt man dem Wind, der Gras bewegt und Blätter trägt. Ein eleganter Weg, den Spieler zu Zielen zu führen, ohne das Gefühl zu nehmen, selbst zu entdecken.
Quests, Nebenaufgaben und Spielelemente
Yōtei bietet eine Fülle von Nebenaktivitäten. Bounty-Missionen, Heilquellen, Altarpunkte, Sammlerstücke, Kartografiemissionen und kleine Erzählfäden. Viele davon sind optisch attraktiv und lohnend, aber gelegentlich wirkt das Questdesign repetitiv. Einige Nebenaufgaben wiederholen sich mechanisch und könnten stärker variieren.
Doch selbst solche Aufgaben können zu spontanen Momenten führen. Einem Dörfler, der eine Geschichte erzählt, einem versteckten Pfad oder einem Kampf, den man unerwartet aufnimmt. In diesen Augenblicken entfaltet Yōtei seine Magie.
Ein Highlight ist die Integration von Interaktion mit der Welt. Das Kochen am Lagerfeuer, das Schreiben und Malen auf dem Touchpad zur Jagd auf Ziele, oder das Balancieren der Steuerung bei sensiblen Aktionen. Solche kleinen Details intensivieren das Eintauchen.

Anfängertipps für den Einstieg
- Nutze Hot Springs regelmäßig: Sie steigern deine maximale Gesundheit und sind oft unauffällig in der Welt verteilt.
- Lerne die Waffe der jeweiligen Region: Gegner haben ständig Waffen, gegen die das Katana nicht alleine ankommt.
- Beachte den Guiding Wind: Wenn der Wind dir nicht klar genug sagt, wohin, sieh dich um — oft weist die Natur (Blätter, Gras, Vögel) in die richtige Richtung.
- Akzeptiere Rückschläge: In schwierigen Kämpfen hilft Geduld oft mehr als roher Angriff. Beobachte Muster, warte auf Öffnungen.
- Nebenaufgaben vorsichtig auswählen: Nicht jede Nebenmission lohnt sich sofort — einige sind eher Ablenkung, andere bringen lohnende Belohnungen. Aber alle machen Spaß!
Fazit
Ghost of Yōtei ist mehr als nur ein hübsches Sequel. Es ist eine konsequente Evolution. Es bewahrt viele Stärken seines Vorgängers, erweitert sie, verfeinert sie und bringt zugleich genug eigene Elemente mit, um eigenständig zu bestehen. Die Mischung aus Schönheit und Blut, aus Kontemplation und brutaler Action, macht Yōtei zu einem der stärksten Titel, die 2025 exklusiv für die PS5 erschienen sind. Für Fans von Samurai-Kämpfen, filmischer Erzählung und offenen Welten bietet es ein reiches Erlebnis, das man schwer zur Seite legen möchte. Für mich ist es definitiv in den Top 3 der Spiele dieses Jahres und wurde innerhalb einer kurzen Woche durchgespielt. Ich konnte den Controller einfach nicht aus der Hand legen.