Liebeskomödie und Must-Read für alle Fans von darkviktory und Kostas Kind

Wenn der 17-jährige Damian ganz ehrlich zu sich ist, macht seine Beziehung ihn nur so semi-glücklich. Vor allem seit Freundin Emma Druck macht, weil sie endlich mit ihm schlafen möchte. Das Problem ist nur, körperlich fühlt er sich so gar nicht zu ihr hingezogen. Ganz anders sieht es allerdings aus, wenn er an Jungs denkt. Aber ist er wirklich schwul? Und wie soll er das herausfinden, ohne Emma zu betrügen?

Ein Sextoy muss her – am besten anonym verpackt, damit seine Mutter nichts davon mitbekommt. Doch als er auf ein Kleinanzeigen-Inserat antwortet, das der gleichaltrige Emil eigentlich nur als Scherz eingestellt hat, entspinnt sich zwischen den beiden schon bald ein Chat, der alles verändern wird …

Mangelnde Tiefe trotz großer Erwartungen

Secondhand Toyfriend wird als authentisch, einfühlsam und voller Humor präsentiert – doch in der Realität wirkt vieles davon eher zugesetzt als organisch. Die Grundidee – ein 17-jähriger Junge (Damian) bestellt ein Sextoy, um seine sexuelle Orientierung herauszufinden – verspricht eine unterhaltsame wie berührende Coming-Out-Geschichte. Doch die Umsetzung verfehlt häufig den angedeuteten Tiefgang. Stattdessen bleibt die Story formelhaft, weist Stereotype auf und setzt stärker auf Gags als auf echtes Gefühl.

Damian und auch Emil bleiben konturlos: Man erfährt oberflächlich von Damians Unsicherheit, Emils innerer Zerrissenheit – doch diese Ansätze bleiben oberflächlich. Es fehlt eine echte Charakterentwicklung, die die Leser:innen mitnimmt oder emotional einbindet. Was als queere Selbstfindung angekündigt wird, bleibt bei angedeuteten Begegnungen stecken – Momente, die mehr Potenzial hätten, verlieren sich in Oberflächlichkeiten oder verpuffen in angestrengter Lockerheit.

Humor über Substanz: Charmant, aber flach

Der Humor des Buches ist deutlich spürbar, aber selten überzeugend. Viele der witzig gemeinten Szenen wirken gekünstelt und laufen ins Leere. Statt echter Situationskomik gibt es gestelzte Dialoge, die zwar pointiert wirken sollen, aber eher gewollt als gekonnt erscheinen. Die zahlreichen Chat-Verläufe, grafisch nett aufbereitet, ziehen sich unnötig in die Länge und fügen dem Buch kaum emotionale Tiefe hinzu.

Stilistisch wirkt der Text oft wie ein Social-Media-Beitrag: modern, schnell, auf visuelle Effekte bedacht – aber platt, sobald man etwas mehr erwartet. Digitale Kommunikation ersetzt hier häufig echte Auseinandersetzung mit Themen wie queerer Identität oder Selbstwert. Das Coming-Out wird eher als Story-Element genutzt denn als ernstzunehmender Konflikt. Die Lösung kommt am Ende zu schnell, zu glatt – beinahe unglaubwürdig in ihrer Einfachheit.

Der Roman reißt zwar gesellschaftliche Themen an – etwa queeres Leben in dörflichen Strukturen oder die Angst, anders zu sein – doch bleibt bei Andeutungen. Wirklich tiefe Reflexion findet nicht statt. Stattdessen steht das stylische, leichte Erzählen im Vordergrund, was dem Inhalt letztlich seine Kraft nimmt. Die wenigen emotionalen Szenen werden nicht weiterentwickelt, sondern schnell durch nächste lustige Momente ersetzt – so bleibt das Buch gefühllos, obwohl es emotional sein will.

Fazit

Secondhand Toyfriend ist ein Beispiel für ein Buch, das mehr Schein als Sein bietet. Die Geschichte könnte bewegend sein, doch bleibt sie in flachen Klischees stecken. Trotz eines modernen Settings und einem vielversprechenden Ansatz bleibt das Buch inhaltsleer, da es weder sprachlich noch emotional überzeugt. Wer sich eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit Coming-Out, Identität oder Selbstakzeptanz erhofft, wird enttäuscht. Statt Tiefe gibt es Style, statt Gefühl oft nur Distanz. Der Roman wirkt wie ein Social-Media-Post – schnell erzählt, schnell vergessen.