Der Angriff kommt unvorbereitet. Er kommt von innen. Ein Angriff auf Deutschland und seine Demokratie, mit dessen Ausmaß und Tempo niemand gerechnet hat. Ganz nahe Zukunft. Die alten Gewissheiten gelten nicht mehr. Die USA haben sich von Europa abgewandt, Russland bedroht nach der Ukraine auch das Baltikum. Gruppen nach Deutschland eingeschleuster Schläfer bereiten sich auf eine Serie von Anschlägen vor. Henning Wolf, Geheimdienstmitarbeiter im Bundeskanzleramt, wittert die Gefahr und versucht, die Verantwortlichen zum Handeln zu bewegen. Als der Angriff beginnt, müssen Sicherheitsbehörden und Politik fassungslos mitansehen, wie ein lange schon begonnener hybrider Krieg eine neue Dimension erreicht. Deutschland ist paralysiert. Der Verteidigungsfall wird ausgerufen. Was ist die nächste Eskalationsstufe? Ein akribisch recherchierter Politthriller von geradezu unheimlicher Aktualität. Eine beklemmend realistische Fiktion voller Spannung und Action.

Angriff von innen – ein hochaktueller Polit-Thriller

J. F. Bernhards Nuklear, erschienen am 26. Mai 2025 im BoD‑Verlag, legt in 392 Seiten beeindruckend dichtes Spannungsgeladenes Material vor. Die Handlung spielt in einer nahen Zukunft, in der Deutschland von einer hybriden Kriegsführung heimgesucht wird: Schläferzellen, Cyberangriffe und nukleare Drohkulissen entfalten sich. Im Zentrum steht Henning Wolf, Geheimdienstmitarbeiter im Bundeskanzleramt – er ist es, der die Bedrohung erkennt und eindringlich vor der Demokratiegefährdung warnt.

Bernhard zieht den Leser schnell hinein: Kein konventioneller Krieg, sondern eine unsichtbare Invasion von innen – ein Gefühl der Verwurzelung, das den Nervenkitzel steigert. Während ein Stromausfall, Hackerangriffe im Reaktorbereich und Drohnenbewegungen in Osteuropa angeordnet werden, eskaliert die Situation so rasant, dass Polizei, Politik und Bevölkerung hilflos sind. Deutschland erklärt den Verteidigungsfall – doch was kommt als Nächstes?

Technologie mit tödlicher Dimension

Bernhard schafft es, hybride Strategien und nukleare Erpressung realistisch und eigentlich beängstigend authentisch darzustellen. Cyberattacken treffen sensible Infrastrukturen, während intelligente Drohnenüberwachung und nukleare Drohkulissen verdeutlichen, wie neue Kriegsformen wirken. Die Spannung hebt sich durch schnelle Szenenwechsel, die politische Entscheidungsprozesse und persönliche Konflikte verwebt.

Die Hauptfiguren – allen voran Henning Wolf – bleiben glaubwürdig. Wolf ist ein vielschichtiger Charakter: kompromisslos, impulsiv, innerlich zerrissen zwischen Loyalität gegenüber dem Staat und seinem Gewissen. Unterstützt wird er von Journalistin Elena Kaufmann, deren Nachforschungen Licht, aber auch neue Gefahren bringen. Die Dynamik dieser Protagonisten verleiht dem Thriller die nötige emotionale Tragfähigkeit.

Sprache, Recherche und politische Relevanz

Bernhards Schreibstil ist klar strukturiert, direkten Dialogen und präzisen technischen Beschreibungen. Er erklärt komplexe cyber-physische Angriffe, Geheimdienststrategien, BMVg‐Protokolle, überraschende Befehlslagen ohne Langeweile oder technische Überfrachtung. Dadurch bleibt die Authentizität hoch und das Lesevergnügen leidet nicht.

Der Autor untermauert die fiktive Bedrohung mit realen Anleihen: die USA haben sich von Europa abgewandt, Russland bedroht erneut die baltischen Staaten, und Schläfergruppierungen funktionieren realistisch genug, um die Paranoia zu nähren. All das macht Nuklear zu einem Weckruf: Digital vernetzte Staaten können genauso angreifbar bleiben wie physisch exponierte. Die hybride Kriegsführung liegt nicht in ferner Zukunft – sie ist am Horizont sichtbar.

Fazit – brisanter Spiegel unserer Realität

Nuklear ist kein Thriller zum Abschalten – im Gegenteil: Das Buch fordert Aufmerksamkeit, Reflexion und genaues Nachdenken. Bernhard bringt technische Expertise, spannende Erzählkunst und gesellschaftsrelevante Themen in fast cineastischer Dichte zusammen.

Stärken:

  • Brandaktuelle Thematik zur hybriden Kriegsführung
  • Fundierte Recherche und technischer Tiefgang
  • Emotionale und spannende Charakterentwicklung
  • Dramaturgisch dichter Plot mit realem Bezug

Potenzielle Schwächen:

  • Intensive Szenenfolgen erfordern konzentriertes Lesen
  • Anspruchsvolle technische und politische Details vielleicht nicht für jeden Lesertyp geeignet

Wer Interesse an einer düsteren, plausiblen Vision moderner Kriegsführung hat – und sich von einem Thriller intellektuell herausfordern lassen will – findet in Bernhards Nuklear ein spannendes, relevantes und tiefgründiges Werk. Ein Roman, der nachhallt und sich den dunklen Möglichkeiten der Gegenwart unterwirft.