
In Eternity begegnet uns ein Konzept, das gleichzeitig zeitlos und frisch wirkt. Nach dem Tod erhält jeder Mensch die Chance, eine Woche lang darüber nachzudenken, mit wem oder wo er seine Ewigkeit verbringen möchte. Im Zentrum steht die Protagonistin Joan – gespielt von Elizabeth Olsen – die zwischen zwei Männern steht. Ihrem ersten Ehemann Luke, der im Krieg ums Leben kam und ihrem zweiten Mann Larry – verkörpert von Miles Teller –, mit dem sie ihr bisheriges Leben aufgebaut hat.
Dieses fantasievolle Afterlife-Setting funktioniert als ideales Sprungbrett für eine Liebesgeschichte, die zugleich nachdenklich und unterhaltsam ist. Die Entscheidung, die Joan treffen muss, wirkt absurd und zutiefst menschlich zugleich. Geht man mit dem, den man liebt hat, oder mit dem, mit dem man geliebt wurde?
Besonders überzeugend ist, wie der Film das formale Genre „Rom-Com“ mit Elementen von Fantasy und philosophischer Reflexion mixt. Die Kulissen sind bunt, stilisiert, beinahe surreal. Und doch vermittelt der Film eine greifbare Emotionalität. Wenn Joan durch jene Zwischenwelt streift, in der Vergangenheit, Gegenwart und Wahl zusammenlaufen, spürt man, wie sehr die Erinnerung, die Vergebung und das Loslassen miteinander verwoben sind.

Figuren, Gefühle und die Schwierigkeit, sich selbst zu wählen
Was Eternity auszeichnet, ist die liebevolle Charakterzeichnung. Joan, Larry und Luke sind nicht bloße Archetypen, sondern Menschen mit Fehlern, Wünschen und Wunden. Larry hat Joan durch gute und schlechte Zeiten begleitet – sicher, aber manchmal vertraut bis zur Leere. Luke steht für die unverwirklichte Chance, für das, was hätte sein können. Joan muss deshalb nicht nur zwischen zwei Männern wählen, sondern auch zwischen zwei Versionen ihrer selbst: der Frau, die lebte – und der Frau, die liebt.
Die schauspielerischen Leistungen tragen viel zur Wirkung bei. Olsen verleiht Joan eine Verletzlichkeit, aber auch eine Kraft, die spürbar ist. Teller zeigt Larry mit gelassener Wärme. Und doch mit jener Unsicherheit, die Liebende oft nicht zeigen. Der Darsteller von Luke verkörpert jene Mischung aus Ideal und Erinnerung, die schwer greifbar ist. In all dem spürt man eine große Lust daran, Romantik nicht als simpler Kitsch, sondern als ernstzunehmende Frage darzustellen. Wer will ich sein, und mit wem will ich sein?
Die Dynamik zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Enttäuschung und Hoffnung, ist fein austariert. Der Film verzichtet weitgehend auf absurde Wendungen und setzt stattdessen auf stille, tiefgründige Momente. Wenn Joan durch die Zwischenwelt wandert, wird deutlich: Die Jagd nach dem perfekten Moment ist zum Scheitern verurteilt. Wohl aber lässt sich das Privileg der Wahl mit Würde leben.

Visuelle Poesie, erzählerischer Wagemut und ein kleiner Makel
Visuell ist Eternity eine echte Freude: Farben, Licht, Stilmittel. Allesamt unterstützen die zentralen Themen von Zeit, Erinnerung und Entscheidung. Die Welt des Nachlebens ist nicht düster oder bedrohlich, sondern überraschend lebensfroh und bunt. Eine bewusste Konfrontation mit der Angst vor dem Ende. Die Bildsprache setzt auf Kontraste. Jugend und Alter, Hoffnung und Bedauern, Stille und Klang. Und schafft so eine Erzählwelt, die wirkt wie ein Traum, den man nie vergessen möchte.
Regisseur David Freyne wagt sich damit in filmisches Terrain, das zwischen romantischem Komödien-Genre und ernsthafter Fantasy oszilliert. Das Ergebnis ist ein Film, der sich traut, Fragen zu stellen: Was ist Liebe? Was ist Zeit? Wie viel Kontrolle haben wir über unsere Entscheidungen? Diese Fragen bleiben nicht im Salonbetrieb, sondern bekommen Raum – und das ist mutig in einer Zeit, in der leichtgewichtige Unterhaltung oft dominiert.
Doch so überzeugend das Gesamtwerk auch ist, es bleibt nicht ohne Schwächen. Der Mittelteil zieht sich gelegentlich, die Wahl, die Joan treffen muss, wirkt manchmal weniger zwingend als kalkuliert. Und einige Aspekte der Welt- und Mythosbildung bleiben etwas oberflächlich. Wer eine klare, lineare Handlung erwartet, könnte hier verwirrt oder ungeduldig werden. Dennoch: Der Film gleitet nie in Beliebigkeit ab und bleibt stets mit einem Fuß in der Tiefe.

Fazit: Liebe, Leben, Ewigkeit – und die Freiheit der Entscheidung
Eternity ist ein filmisches Kleinod für alle, die Romantik mit Substanz wollen, Fantasy mit Herz und eine Liebesgeschichte mit philosophischem Anspruch. Der Film verbindet Erinnerung, Entscheidungskraft, Loslassen und Neuanfang auf eine Weise, die zugleich leichtfüßig und bedeutsam ist. Wer bereit ist, sich auf eine Welt einzulassen, in der die Ewigkeit zur Wahl wird, bekommt hier ein Erlebnis – visuell schillernd, emotional ehrgeizig, thematisch reich.
Kurz gesagt: Eternity ist mehr als eine romantische Komödie – es ist eine Ode an die Liebe, die Zeit und die Wahl. Ein Film, der zeigt: Man kann nicht ewig lieben – aber man kann bewusst wählen, wen man lieben will.