
Hallo ihr Lieben,
kurze Warnung vor ab. Haunting Adeline kommt mit einer langen Triggerwarnung, direkt am Anfang des Buchs bevor ihr überhaupt den ersten Satz lest. Es ist also nicht unbedingt etwas für schwache Gemüter. Trotzdem möchte ich es euch nicht vorenthalten. Auch hier kann ich sagen: Betrachtet es immer auch ein wenig kritisch. Kritik schadet Büchern nicht.

Haunting Adeline – Verführerisch, düster, spannend
Die Manipulatorin Ich kann die Emotionen von jedem manipulieren, der es zulässt. Ich werde dich verletzen, dich weinen lassen, dich zum Lachen und Seufzen bringen. Aber meine Worte berühren ihn nicht. Besonders dann nicht, wenn ich darum flehe, dass er geht. Er ist immer da, beobachtet und wartet. Und ich kann niemals wegschauen. Nicht, wenn ich möchte, dass er näher kommt. Der Schatten Ich wollte mich nicht verlieben. Aber jetzt kann ich ihr nicht mehr fernbleiben. Ich bin fasziniert von ihrem Lächeln, von ihren Augen und der Art, wie sie sich bewegt. Der Art, wie sie sich auszieht ... Ich werde weiter zusehen und warten. Bis ich sie die Meine nennen kann. Und wenn sie es erst einmal ist, werde ich sie nie wieder gehen lassen. Nicht einmal, wenn sie bettelt.
Haunting Adeline von H.D. Carlton wurde von vielen als intensiver, psychologischer Thriller gehypt, doch leider erfüllt das Buch diese Erwartungen nur sehr bedingt. Bereits beim Einstieg merkt man, dass die Geschichte stark auf Klischees und vorhersehbare Dramaturgie setzt. Die Hauptfiguren wirken überzogen und stereotyp, statt echte Tiefe oder Glaubwürdigkeit zu besitzen. Adeline, die Protagonistin, wird oft als Opfer dargestellt, ohne dass ihre Handlungen oder Gedanken jemals nachvollziehbar erscheinen. Ihr „starker Charakter“ wirkt vielmehr wie eine dünne Fassade, die kaum emotionale Resonanz erzeugt.
Die Handlung selbst leidet unter einem ständigen Wechsel zwischen Spannungsaufbau und sinnlosen Ausschweifungen. Szenen, die eigentlich Thrill erzeugen sollten, verpuffen durch unglaubwürdige Dialoge und konstruiert wirkende Konflikte. Immer wieder tauchen Plotlöcher auf, die den Lesefluss stören und die Logik der Story untergraben. Ein besonders auffälliges Problem ist die übermäßige Fixierung auf Romantik, die teilweise auf aggressive Weise in die Thriller-Elemente hineingezwängt wird. Das Ergebnis ist ein Genre-Mix, der weder Spannung noch emotionale Tiefe erreicht, sondern vor allem verwirrt.

Charaktere ohne Substanz
Die Figurenzeichnung in Haunting Adeline ist leider ein weiterer Schwachpunkt. Während die Autorin versucht, den männlichen Hauptcharakter als „mysteriösen Antihelden“ zu präsentieren, wirkt er größtenteils eindimensional und in Teilen sogar störend. Seine Motivation bleibt vage, und viele seiner Handlungen erscheinen eher willkürlich als nachvollziehbar. Auch Nebenfiguren erfüllen kaum einen Zweck außer der Unterstützung von Klischees. Es entsteht der Eindruck, dass die Autorin sich mehr auf Stilmittel und auf provokative Szenen konzentriert hat als auf glaubwürdige Persönlichkeiten.
Zudem leidet die Geschichte unter übertriebenen Emotionsexplosionen, die oft aus dem Nichts zu kommen scheinen. Dies führt dazu, dass Leser*innen kaum eine echte Verbindung zu den Charakteren aufbauen können. Statt Mitgefühl oder Spannung zu erzeugen, sorgen diese Szenen eher für Frustration und das Gefühl, manipuliert zu werden. Ein Thriller lebt von nachvollziehbarer psychologischer Dynamik, doch genau hier versagt das Buch konsequent.
Stilistische Schwächen und fehlende Originalität
H.D. Carltons Schreibstil ist ein weiterer Kritikpunkt. Die Autorin setzt auf eine übermäßige Verwendung von Klischees und schablonenhaften Beschreibungen, wodurch die Atmosphäre schnell künstlich wirkt. Besonders die wiederkehrenden, stark sexualisierten Szenen wirken eher deplatziert als spannend. Die Sprache versucht zwar, Intensität zu erzeugen, scheitert aber daran, weil die Figuren und die Handlung selbst wenig glaubwürdig sind.
Darüber hinaus fehlt der Geschichte jegliche Originalität. Vieles ist bereits aus anderen Thrillern bekannt: die isolierte Heldin, der geheimnisvolle Mann, die unvermeidliche Obsession. Es entstehen keine überraschenden Wendungen, sondern lediglich vorhersehbare „Schockmomente“, die nach der Hälfte des Buches ihre Wirkung verlieren. Wer einen fesselnden, intelligenten Thriller sucht, wird hier enttäuscht sein.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Haunting Adeline trotz seines Hypes viele Probleme hat. Die Mischung aus übertriebenem Drama, unrealistischen Charakteren und mangelnder Logik verhindert, dass der Leser wirklich in die Geschichte eintauchen kann. Statt Spannung und psychologische Tiefe zu liefern, hinterlässt das Buch vor allem das Gefühl von Frustration und verpasstem Potenzial. Es bleibt ein Werk, das mehr durch seinen Ruf als durch seine Qualität auffällt. Wer Wert auf durchdachte Thriller mit glaubwürdigen Figuren legt, sollte sich besser nach Alternativen umsehen.
Weitere Empfehlungen in dieser Richtung (wenn auch wenige) findet ihr natürlich wie immer ebenfalls hier.